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Do, Apr

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Appartement in Sankt Petersburg von nps tchoban voss

Projekte (d)

md - INTERIOR | DESIGN | ARCHITECTURE

Dieser Artikel wurde für die Fachzeitschrift md - INTERIOR | DESIGN | ARCHITECTURE verfasst. md ist die internationale Plattform für hochwertiges Interior Design und anspruchsvolle Objekteinrichtung. Sie können die Zeitschrift md hier abonnieren: md abonnieren

Für den Architekten Sergei Tchoban sind seine zahlreichen Aufträge aus Sankt Petersburg eigentlich ein Heimspiel, schließlich ist er in der Stadt geboren. Mit seiner Berliner Niederlassung des Büros nps tchoban voss GmbH & Co. KG plant er unter anderem inmitten des historischen Zentrums von Sankt Petersburg und damit auf einem der wichtigsten Areale ein neues Stadtviertel mit Büroflächen und hochwertigen Wohnungen. Mit Speech, Tchoban & Kuznetsov hat er 2006 in Moskau ein separates Architekturbüro gegründet. Das Appartement, das wir hier vorstellen, wurde gemeinsam mit dem Designbüro ST-Design aus Berlin entworfen. Der Inhaber dieses Büros heißt: Sergei Tchoban. Der Berliner Architekt mit den russischen Wurzeln ist ein umtriebiger Unternehmer.

Sankt Petersburg liegt an der Mündung der Newa, einem der wasserreichsten Flüsse Europas, der hier in den Finnischen Meerbusen fließt. Die Stadt selbst bestand einst aus mindestens 42 Inseln. Für den Entwurf des Appartements nahm Tchoban die städtische Insellage zum Vorbild und entwickelte aus dieser formalen Grundidee die verschiedenen Zonen der Wohnung. Die einzelnen Funktionsbereiche wirken im elliptischen Grundriss als wären sie frei verschiebbar. Von der gläsernen Fassade rücken sie sichtbar ab. Das Wechselspiel zwischen dem bestehenden Raum der gläsernen Kuppel und der nachträglich addierten Nutzung verstand Tchoban als spannende Herausforderung. Dazu muss man wissen, dass sich die gläserne Kuppel auf der Spitze eines ausgesprochen monströsen Gebäudekomplexes befindet, der direkt an der Newa steht und diese städtische Ecke sichtbar entwertet. Durch die Kuppel stößt zudem eine stählerne Antenne, die erst geschätzte zwanzig Meter darüber endet. Wer über die nahe Brücke auf das Gebäude zufährt, würde nie vermuten, dass sich in den obersten Geschossen eine der nobelsten Wohnungen der Stadt befindet. Auf drei Ebenen bietet das Appartement mit rund 500 Quadratmetern Wohnfläche und zwei Terrassen mit zusätzlichen 200 Quadratmetern ein einzigartiges Panorama über die Newa und die Innenstadt. Bis zur Peter-und-Paul-Festung, dem historischen Herz von Sankt Petersburg, sind es nur knapp 1000 Meter Luftlinie.

Alle drei Ebenen sind durch eine offene Treppe verbunden, die sich um einen Versorgungskern dreht. Betritt man das Appartement auf der ersten Ebene, fällt dem Besucher sofort auf, dass es hier keine gerade Wandfläche gibt. Die von der Fassade vorgegebene Krümmung wird innenräumlich an jeder Stelle wiederholt und bis in die Möblierung zitiert. Wobei von einer klassischen Möblierung keine Rede sein kann. Schränke zum Beispiel gibt es nicht. Skulpturale Ausformungen der Wände dienen der Aufbewahrung und der Ausstellung von Designobjekten, privaten Dingen und sonstigem hochwertigen Tand, den man gemeinhin zum Hin- oder Wegstellen besitzt. Seine Inspiration, sagt Sergei Tchoban, findet er beim zeichnerischen Entwerfen von Städten, von Details und von Interieur. Diese Lust am Zeichnen ist in dem Appartement deutlich abzulesen. An jeder Stelle ist Tchobans starker Wille zur Gestaltung ablesbar. Tischformen reagieren auf Wände, die Deckenflächen wiederum auf die Möblierung und selbst die wenigen, organisch geformten Teppiche liegen aus, als folgten sie Tchobans zeichnerischen Vorgaben. Die im Innenausbau gängigen Baustoffe Gipskarton und MDF wurden veredelt. Man sieht mattroten Rosso-Rupas und den fast weißen Calacatta-Oro-Marmor. Die Wände verkleidete Tchoban mit Makassar-Furnier und versah sie mit einem plastischen Dekor. Die Böden sind mit dunklem Wenge belegt.

Auf der zweiten Ebene, dem 19. Stockwerk, ist sowohl ein Raucherraum, ein Büro als auch die kleine Bibliothek der Wohnung untergebracht. Im 20. Stock, auf Ebene Drei, befindet sich das Observatorium. Die offensichtlich ungeliebte Sicht zur Antenne wird hier oben durch einen über den Köpfen angebrachten und hinterleuchteten Onyx Mielea verdeckt.

An diesem ruhigen Rückzugsort, an höchster Stelle, gibt es Aussicht pur. Der ungehinderte Ausblick gewährt im Umkehrschluss natürlich auch freizügige Einsichten, zumindest in den Abend- und Nachtstunden, wenn die Innenbeleuchtung die freie Sicht auf die Bewohner ermöglicht. Diesem Voyeurismus wird ganz unprätentiös mit Vorhängen begegnet. Zwei kleinere aber nicht unbedeutende Räume fallen in Sachen Privatheit dagegen stärker aus dem Rahmen. In dem nach Südosten orientierten Fitnessraum strampelt man auf dem Hometrainer mit freiem Blick in die aufgehende Sonne. Und eingetaucht in das dunstige Petersburger Abendlicht, wird im nordwestlich ausgerichteten Badezimmer der Hygiene gefrönt. Hinter bodentiefen Fenstern besorgt man hier buchstäblich frei und unbeschränkt Geschäfte, die für gewöhnlich im Verborgenen erledigt werden – ohne Sichtschutz und mit einem einzigartigen Panorama.

Projektbeteiligte
Interior Design Sergei Tchoban, Architekt BDA, nps tchoban voss Berlin
in Kooperation mit ST Design Berlin
Projektpartner, Projektleiter Nicholas Barsan, ST Design Berlin
Team Katja Fuks, Sander Verhagen, Tomas Zukauskas

Fotos: Martin Mai

Unterste Ebene der Wohnung im 18. Stock 

Mittlere Ebene der Wohnung im 19. Stock

Oberste Ebene der Wohnung im 20. Stock


Der Anspruch einer ökologisch sensiblen Außenbeleuchtung setzte sich bei der Illuminierung des Magazinbaus mit seiner Fassade aus gefalteter Bronze fort. Zur strikten Vermeidung von Skyglow wurde in akribischer Abstimmung mit den Beteiligten und mittels nächtlicher Bemusterungen eine Streiflichtlösung mit Linealuce-Bodeneinbauleuchten erarbeitet. Foto: HG Esch

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