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Do, Feb

Aus einem Parkplatz wird Lebensraum

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Im Herzen der Hannoveraner Südstadt entstanden auf einem ehemaligen Parkplatz die Krausenhöfe. Von BBU.Projekt Architekten BDA entworfen, komplettieren die drei Gebäude das nachbarschaftliche Ensemble und spiegeln mit ihrer Bewohnerschaft die urbane Vielfalt der Umgebung wider.

Foto: Jörg Hempel / KS-Original
Foto: Jörg Hempel / KS-Original


Dilek Ruf, Gründerin und Geschäftsführerin von BBU.Projekt Architekten, berichtet, dass man inzwischen viel über die 15-Minuten-Stadt rede, aber hier sei eigentlich alles in drei Minuten zu erreichen. Sie verweist dabei auf die gute Nahversorgung sowie den Maschsee, die Innenstadt und den Stadtwald.

Die drei Fixpunkte rahmen das Viertel von Westen, Norden und Osten ein. Dass die Hoffläche trotzdem über Jahrzehnte hinweg ausschließlich als Parkplatz genutzt wurde, muss wohl als Ausdruck der autogerechten Stadt verstanden werden, die in Hannover lange maßgeblich war.

Die Krausenhöfe befinden sich im Herzen der Hannoveraner Südstadt. Foto: Jörg Hempel / KS-Original
Die Krausenhöfe befinden sich im Herzen der Hannoveraner Südstadt. Foto: Jörg Hempel / KS-Original


Inzwischen befindet sich die niedersächsische Hauptstadt im Wandel, wird längst als Vorbild für menschenzentriertes Planen gehandelt. BBU.Projekt Architekten, deren Büro selbst nur wenige Gehminuten entfernt liegt, beschäftigen sich mit dem Areal rund um die ehemaligen Parkflächen bereits seit 2012, als sie die ersten zwei Neubauten mit einem Investor realisiert haben.

Auf Basis einer Studie des Büros hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft Hanova dann einen Gebäuderiegel aus den 70er-Jahren aufgekauft, den Bestand saniert, nutzungsdurchmischt und erweitert. Darüber hinaus wurde die Hoffläche mit dem Ziel einer urbanen Nachverdichtung erworben. Dilek Ruf, die als Landesvorsitzende des BDA Niedersachsen in der Verbandsarbeit aktiv ist, ist überzeugt, dass leider die existierenden Leitplanken nach wie vor dafür sorgen, dass dieser Ansatz zu wenig Beachtung findet.

Die drei Gebäude sind auf einem ehemaligen Parkplatz entstanden. Foto: Jörg Hempel / KS-Original
Die drei Gebäude sind auf einem ehemaligen Parkplatz entstanden. Foto: Jörg Hempel / KS-Original


Dennoch entstanden 2015 erste Skizzen, auf deren Grundlage die Architektinnen und Architekten unterschiedliche Ideen für die Proportionierung und Anzahl der neuen Gebäude entwickelten. Im Inneren des Häuserblocks befanden sich neben den Parkplätzen bereits mehrere Gebäude unterschiedlicher Körnung und Höhe. Ruf erklärt, dass es vor diesem Hintergrund wichtig gewesen sei, eine ausgewogene, gute Ausnutzung der Fläche sicherzustellen, die angemessene Dimensionen mit Finanzierbarkeit verbindet.

Urban wohnen im Grünen

Auf Grundlage unterschiedlicher Formen und möglicher Platzierungen entwickelte das Büro drei hintereinander aufgereihte Solitäre, deren Längsseiten einander zugewandt sind. Das mittlere Gebäude ist um etwa ein Drittel der Fassadenlänge versetzt, um möglichst freie Blickwinkel zu ermöglichen. So positioniert, vermitteln die Krausenhöfe einerseits zwischen dem langgestreckten Riegel, der fast die gesamte Länge der westlich gelegenen Straße einnimmt.

Die Krausenhöfe vermitteln zwischen einem straßenseitigen Riegel und einem kleinteiligeren Ensemble. Foto: Jörg Hempel / KS-Original
Die Krausenhöfe vermitteln zwischen einem straßenseitigen Riegel und einem kleinteiligeren Ensemble. Foto: Jörg Hempel / KS-Original


Auf der anderen Seite stehen sieben kleinere rechteckige Wohnhäuser in einer Art wildem Versatz, die nicht nur in dieser Hinsicht Anknüpfungspunkte bieten: Dilek Ruf und ihr Team drehten die Ausrichtung der neuen Gebäude im Vergleich zwar um 90 Grad, weil sie nicht den Eindruck einer größeren Siedlung erwecken wollten. Zugleich nahmen sie sich jedoch die zahlreichen Freiflächen zum Vorbild und bauten die bereits im Bestand angelegte „grüne Insel“ weiter aus.

Die Architektin erzählt, dass das Thema der Entsiegelung hier gar nicht so einfach sei. Denn was man, je nach Perspektive, überhaupt nicht wahrnimmt: Das komplette Grundstück inklusive der Gebäude befindet sich oberhalb einer Tiefgarage. Die knapp 300 Parkplätze, die sich hier zuvor befanden und vor allem besagtem Riegel zugeordnet waren, mussten zum damaligen Planungszeitpunkt größtenteils ersetzt werden.

Das mittlere der drei Gebäude wurde leicht versetzt, um möglichst freie Blickachsen zu ermöglichen. Foto: Jörg Hempel / KS-Original
Das mittlere der drei Gebäude wurde leicht versetzt, um möglichst freie Blickachsen zu ermöglichen. Foto: Jörg Hempel / KS-Original


Ruf erklärt weiter, dass dies zu den Herausforderungen der Nachverdichtung gehört und man heute wahrscheinlich anders planen dürfte, sodass etwa 50 Prozent der Stellplätze eingespart werden könnten. Unterirdisch ist heute Platz für 195 Fahrzeuge, 88 weitere kommen im Innenhof unter. Trotz dieser Anforderungen war es den Verantwortlichen wichtig, nicht nur Rasenflächen auf Substrat anzulegen. Stattdessen wurden zahlreiche Bäume und Sträucher gepflanzt, die das Areal in den kommenden Jahren zunehmend bereichern sollen.

Die Balkone und Loggien wurden so angeordnet, dass ein möglichst hohes Maß an Privatheit erreicht werden konnte. Foto: Jörg Hempel / KS-Original

Die Balkone und Loggien wurden so angeordnet, dass ein möglichst hohes Maß an Privatheit erreicht werden konnte. Foto: Jörg Hempel / KS-Original

KS-Bauweise für Langlebigkeit und Effizienz

Die drei Gebäude wurden in KS-Bauweise errichtet. Für Dilek Ruf bot Kalksandstein die passende Antwort auf die projektspezifischen Anforderungen hinsichtlich Funktion, Konstruktion und Kosten. So punktet das Material mit seiner hohen Tragfähigkeit und – in so dicht bebautem Umfeld besonders wichtig – hohen Schallschutzqualitäten.

Die Architektin betont darüber hinaus, dass es für sie von Bedeutung sei, mit einem bewährten Material zu arbeiten und zu wissen, dass die beteiligten Firmen in der Lage sind, das, was geplant wird, auch umzusetzen – mit der Gewissheit, dass alle Beteiligten die Bauzeitenpläne einhalten können. Dass die Gebäude die gleichen Grundrisse besitzen, steigert die Effizienz und die Optimierung der Arbeitsabläufe zusätzlich.

Verschiedene Aufenthaltsorte rund um die Gebäude tragen zu einer hohen Lebensqualität bei. Foto: Jörg Hempel / KS-Original
Verschiedene Aufenthaltsorte rund um die Gebäude tragen zu einer hohen Lebensqualität bei. Foto: Jörg Hempel / KS-Original


Ruf erläutert, dass für sie nachhaltiges Bauen neben dem Einsatz ressourcenschonender, hochwertiger Materialien in erster Linie darin bestehe, durch kluge Konstruktionen und Grundrisse die Voraussetzungen für eine langfristige Nutzung zu schaffen. Das Bauen sei teilweise von einer Fast-Fashion-Mentalität befallen, ist sie überzeugt. Stattdessen müsse es wieder darum gehen, Gebäude zu schaffen, die weit länger als ein Menschenleben genutzt werden.

Insgesamt finden sich in den Häusern auf jeweils sechs Etagen 63 Mietwohnungen, von denen ein Drittel öffentlich gefördert ist. Durch Aufzüge sind alle Wohnungen barrierefrei zugänglich und neun von ihnen vollständig rollstuhlgerecht ausgebildet. Ganz bewusst wurden vielfältige Grundrisse geplant, die für verschiedene Lebensphasen der Bewohnerinnen und Bewohner stehen könnten: mit zwei bis fünf Zimmern und 45 bis 112 m² sprechen die Wohnungen Studentinnen und Studenten, Paare ebenso an wie Familien mit Kindern, Wohngemeinschaften oder ältere, alleinstehende Menschen.

Foto: Jörg Hempel / KS-Original

Ein gutes Stück Alltagsarchitektur

Die Südstadt sei ein sehr durchmischtes Stadtviertel, in dem Menschen aller sozialen und beruflichen Gruppen leben, so Ruf – und man sei mit der Hanova von vornherein einer Meinung gewesen, dass sich diese Vielfalt in den Gebäuden konsequent widerspiegeln solle. Die Gebäude selbst sollten dementsprechend ein Stück Alltagsarchitektur darstellen – gute, simple, vernünftige Häuser, die aber sorgsam geplant sind und innen wie außen eine hohe Lebensqualität bieten.

Dass Dilek Ruf und ihrem Team diese Herausforderung gelungen ist, zeigt sich an der großen Beliebtheit der Wohnungen – und das bei Menschen, die so vielfältig und unterschiedlich sind wie das Viertel, in dem sie wohnen.

Foto: Jörg Hempel / KS-Original
Foto: Jörg Hempel / KS-Original


Prägendes architektonisches Merkmal des neuen Wim-Wenders-Gymnasiums in Düsseldorf ist die lichtdurchflutete Agora. Foto: Jörg Hempel

Dach

An der Rohdecke abgependelte Microline-Profilleuchten mit extra weitem Lichtaustritt von Deltalight sorgen in den Arbeitsplatzzonen für die Allgemeinbeleuchtung. Die schlanken Lichtlinien folgen den Diagonalen des Teppichboden-Dessins und lockern den strengen rechteckigen Grundriss damit auf. Foto: Ingmar Kurth

Beleuchtung

Prof. Thomas Auer ist Leiter des Lehrstuhls für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen an der TU München und Geschäftsführer des international tätigen Ingenieurbüros Transsolar. Bild: Tassilo Letzel / TUM Department of Architecture

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Prof. Thomas Auer ist Leiter des Lehrstuhls für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen an der TU München und Geschäftsführer des international tätigen Ingenieurbüros Transsolar. Bild: Tassilo Letzel / TUM Department of Architecture

Menschen

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