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Do, Apr

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Frischer Wind in der Jugendherberge Untersberg von LAVA Architekten

Projekte (d)

Ansicht der Jugendherberge Untersberg von Westen

Wohl jeder kennt die muffigen und miefigen Jugendherbergen in die Heerscharen von Schülern gekarrt wurden. Mehrfachbetten in Kompaniestärke und Kantinenessen, vor dem es einem grauste, hinterliesen bleibende Eindrücke. Der Landesverband Bayern im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) will dieses Image abstreifen und hat in Berchtesgaden ein bestehendes Haus zu einer modernen, vorzeigbaren Jugendherberge umgebaut. Heute erinnert am Struberberg nichts mehr an die Herbergskultur vergangener Jahrzehnte. Auch die Zeit als das Haus nahe Bischofswiesen und Berchtesgaden deutschlandweit als einzige den Namen »Adolf-Hitler-Jugendherberge erhielt ist vergessen. Es war Hitlers 46. Geburtstag am 20. April 1935, den Reichsjugendführer Baldur von Schirach zum Anlaß nahm, feierlich vor 2300 Hitlerjungen den Grundstein für die »Erziehungsstätte zum Nationalsozialismus« zu legen.

Balkon an der Ostseite der Jugendherberge Untersberg. Foto: Tobias Wallisser
Balkonzimmer. Foto: Robert Pupeter

Das im Oktober 2011, nach einer umfassenden Modernisierung, fertiggestellte »Haus Untersberg« auf dem Areal der Jugendherberge Berchtesgaden wurde vom Architekturbüro LAVA – Laboratory for Visionary Architecture realisiert. Im August 2010 wurde mit den Baumaßnahmen für »Haus Untersberg« begonnen, während der Gastbetrieb der Jugendherberge weiterlief. Das Konzept von LAVA berücksichtigt sowohl die geänderten Nutzungsbedürfnisse der jungen Gäste und Familien als auch die Möglichkeiten, die in der vorhandenen Bausubstanz liegen. In den kommenden Jahren sollen weitere Baumaßnahmen das gesamte Ensemble der Jugendherberge Berchtesgaden neu gestalten.

Die sogenannte Flaggenwand im Foyer. Foto: Robert Pupeter
Bettnische. Foto: Robert Pupeter


Im Oktober 2009 lud der Landesverband Bayern e.V. drei Architekturbüros zu einem Wettbewerb ein, aus dem LAVA – Laboratory for Visionary Architecture mit Sitz in Stuttgart und Sydney als Gewinner hervorgegangen ist. Das Team um Tobias Wallisser, Alexander Rieck und Chris Bosse ordnet den einzelnen bestehenden Gebäuden und Flächen bestimmte Aktivitätsfelder zu, wie beispielsweise die Nutzung speziell durch Familien oder Gruppen. Aus einer systematischen Bestandsanalyse der Gebäudestruktur erarbeiteten die Architekten unter den Nutzungsvorgaben des Bauherren und ein Konzept, dass auch zukünftigen Anforderungen gerecht werden soll. Dabei steht die Erfahrung von Authentizität in Einfachheit und Umgebung, sowie der damit verbundenen Erlebnisse, im Mittelpunkt. Die augenscheinlichen Qualitäten der Jugendherberge in Berchtesgaden sind die in eine traumhafte Landschaft eingebetteten Häuser mit Bergsicht, die naturnahe Parklandschaft des Grundstücks und die gewachsene Struktur unterschiedlicher Gebäude.

Waschplatz in der Jugendherberge Untersberg. Foto: Susan Mauer

Überalterte Nutzungseinheiten wurden laut den Architekten aufgebrochen, damit sie zukünftigen Ansprüchen gerecht werden können. Vorhandene Strukturen, flexible Raumeinheiten und Lounge-Bereiche fügen sich zu einem neuen, offenen Erscheinungsbild, das sich mit modernen Beherberungsbetrieben messen kann. Das Haus für Familien - »Haus Untersberg« - ist das erste Gebäude auf dem Areal der Jugendherberge, das umgebaut wurde. Dem Gesamtkonzept entsprechend weist LAVA unterschiedlichen Flächen jeweils eigene Funktionen zu, die sich in den Bauteilen und Einbaumöbeln widerspiegeln.

Galeriezimmer. Foto: Robert Pupeter
Foyer mit Treppenaufgang. Foto: Robert Pupeter
Fensterbox von innen. Foto: Tobias Wallisser
Fensterbox von innen. Foto: Robert Pupeter


Die Idee der Schichtung und Durchdringung von Nutzungsbereichen wurde im »Haus Untersberg« aufgenommen und im Rahmen einer Revitalisierung in die vorhandene Bausubstanz adaptiert. Altes und Neues ergänzen sich und verleihen einander durch Kontraste Bedeutung. Säntliche Fensteröffnungen wurden bis zum Boden aufgebrochen.

Eine zeitgemäße Interpretation der Stockwerksbetten als Stapelbetten oder Schlaf-Cocoons, natürliche Materialien sowie die raffinierte Kombination einfacher Elemente, erzeugen mit wenigen Eingriffen eine neue Atmosphäre. Jedes Zimmer verfügt über Dusche und WC, deren Anordnung je nach Zimmertyp variiert. So ist die Nutzung als Einzelzimmer, Doppelzimmer, Mehrbettzimmer bis zur Suite möglich. Die Familienzimmer sollen Hotelcharakter vermitteln. 2 Doppelbetten mit Sitzecke werden mit 2 Matrazen für die Kinder im oberen Maisonettebereich ergänzt. Im Erdgeschoß sind behindertengerechte Zimmer untergebracht.

Gestaltungskonzept

Konzeptschnitt

Die Waschtische sind in den größeren Zimmern offen positioniert. Das Gefühl von Matratzenlagern wird durch die klare Gestaltung von Schrankeinbauten in Kombination mit anderen Möbeln, wie etwa den Stühlen von Vitra, vermieden. Auch hebt sich die Interpretation der Einbaumöbel in der Fassade, in Form von auskragenden Kuben als »Think and Relax Box«, deutlich von der bewahrten Holzverschalung ab.

Dieses Aufbrechen der alten Struktur, ebenso wie die großflächigen Öffnungen im neuen Fluchttreppenhaus, lassen schon von außen die Veränderungen im Innern des Gebäudes erahnen. Eine Metapher für den Wandel der Jugendherbergen in Bayern zu einem neuen Image. Die Verwendung von natürlichen und regionalen Materialien und die raffinierte Kombination einfacher Elemente erzeugt eine Atmosphäre, deren Wertigkeit in der Auswahl und Verarbeitung liegt. Für die Region authentisch sind die eingebauten Holzfußböden, deren Gebrauchsspuren die Geschichte mehrerer Gästegenerationen erzählen. Durch die Ausstattung mit individuellen Accessoires wird der regionale Bezug zu Berchtesgaden hergestellt.

Lageplan der Gesamtanlage

Architekten: LAVA Laboratory for Visionary Architecture, www.l-a-v-a.net

Ausschreibung/Kosten: Wenzel + Wenzel Architekten, Stuttgart/München

Partnerbüro & Bauleitung: Schulze Dinter Architekten, Berchtesgaden

Statik: Zahn Ingenieurgesellschaft mbH, Traunreut

HLS / ELT: PGT Planungsgruppe Technik, Prien am Chiemsee

HLS: Ludwig Ingenieurgesellschaft für Technische Gebäudeausrüstung mbH, Traunstein

Brandschutz: Ingenieurbüro Kade, Eichenau

SiGeKo: Baumann; Ingenieurbüro für Bauwesen, Bad Reichenhall

 

 

Fotos: Robert Pupeter, Tobias Wallisser, Susan Mauer


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