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Do, Apr

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»John and Frances Angelos Law Center« in Baltimore von Behnisch Architekten

Projekte (d)

md - INTERIOR | DESIGN | ARCHITECTURE

Dieser Artikel wurde für die Fachzeitschrift md - INTERIOR | DESIGN | ARCHITECTURE verfasst. md ist die internationale Plattform für hochwertiges Interior Design und anspruchsvolle Objekteinrichtung. Sie können die Zeitschrift md hier abonnieren: md abonnieren

Foto: Brad Feinknopf

Foto: Brad Feinknopf
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Foto: Brad Feinknopf
Foto: Brad Feinknopf
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Foto: Brad Feinknopf

Das Stuttgarter Büro Behnisch Architekten ging gegen eine starke Konkurrenz als Sieger aus dem Wettbewerb um den Bau der juristischen Fakultät der Universität von Baltimore hervor. Das räumlich hoch komplexe Atrium des Gebäudes durchstößt alle zwölf Geschossebenen des Hochhauses und trägt viel zur Gebäudeidentität bei.

Das Anfang dieses Jahres eröffnete »John and Frances Angelos Law Center« vereint erstmals alle Räume der juristischen Fakultät der Universität von Baltimore unter einem Dach. Entworfen und gebaut wurde es von Behnisch Architekten aus Stuttgart in Zusammenarbeit mit den lokalen Architekten Ayers Saint Gross. Behnisch Architekten setzten sich 2008 in einem mehrstufigen Wettbewerb u. a. gegen Forster, Perrault und Mosche Safdie durch. Das 12-geschossige, fast siebzig Meter hohe Gebäude setzt sich aus drei L-förmigen Baukörpern zusammen, die unterschiedliche, zum Teil durchmischte Funktionen für Hörsäle, Verwaltung und Bibliothek aufnehmen.

Bild: Behnisch Architekten
Bild: Behnisch Architekten
Bild: Behnisch Architekten

Verbindendes Element ist ein gebäudehohes Atrium als kommunikativer Raum, in dem Arbeitsplätze, Lounges und informelle Treffpunkte zu finden sind. Außerdem sind im Atrium die Lobby und zwei Café-Bars untergebracht, eine im Gartengeschoss und eine im fünften Obergeschoss.

»Take out spaces« oder »bumping spaces« nennt man in den USA die Bereiche, in denen sich Menschen zufällig treffen und auch zum Arbeiten zurückziehen können. Universitätspräsident Robert L. Bogomolny forderte von den Architekten, dass bis auf die Bibliothek, die Funktionsbereiche nicht zu klar getrennt werden. Die Fakultät und die Vorlesungsräume sollten so gestaltet werden, dass die Studierenden und die Professoren sich ständig begegnen. Aus der Funktionsskizze lässt sich sehr gut herauslesen, wie die einzelnen Funktionen verbunden wurden. Es entstand ein spannendes Gebäude, das im Atrium mit seinen Rampen und Treppen einer Raumsituation von Piranesi ähnelt. Neben den ganz normalen Fluchtwegen kann man das Gebäude über alle zwölf Stockwerke von oben bis unten über diese Treppen und Rampen durchlaufen und dadurch das Atrium als besonderes Raumvolumen erleben.

Für den Entwurf des Atriums wurden großformatige, physikalische Gebäudemodelle in einer Größe bis zu 1,5 Meter hergestellt und zusätzlich am Computer dreidimensionale Zeichnungen mit BIM-Modellen entwickelt. Wie uns Stefan Behnisch erklärt, lässt sich ein solcher Raum mit normalen Schnitten nicht mehr erfassen. Nur mit besonderem Aufwand konnte das Büro diesen dynamischen Ort entwerfen, der eine große Variation an Perspektiven und Aussichten bietet.

Foto: David Matthiessen
Foto: David Matthiessen
Foto: David Matthiessen
Foto: David Matthiessen
Foto: David Matthiessen
Foto: David Matthiessen

Es ist sehr ungewöhnlich, ein Fakultätsgebäude in dieser Höhe auf einem so kleinen Grundstück zu bauen. Bewusst entschieden sich die Planer dafür, die großen Vorlesungsräume in den Gebäudekern zu setzen und bis in das achte und neunte Geschoss zu verteilen. Behnisch Architekten entwarfen für die Mitte des Gebäudes, auf dem sechsten und siebten Geschoss einen Campus, den sie »Schulhof«, entsprechend dem englischen Begriff »schoolyard«, nannten. Laut Stefan Behnisch hat sich dieser innere »Schulhof« bewährt, er ist zum Herzstück des Studienbetriebes geworden. Hier treffen sich die Studenten außerhalb der Vorlesungen und hier sind die informellen, studentischen Arbeitsbereiche zu finden.

Generell ist sehr viel Sichtbeton an den Decken und Wänden zu sehen. Auch der Boden besteht aus versiegeltem und teilweise auch poliertem Sichtbeton. Durch die Exponierung des Betons, durch das Weglassen aller Decken- und Wandverkleidungen wirkt das Gebäude beinahe wie ein veredelter Rohbau. Ergänzend gibt es sehr schöne Holzoberflächen, die als akustische Maßnahmen eingesetzt werden. Das Holz wird zudem gezielt dort eingesetzt, wo der Mensch mit den Oberflächen in Berührung kommt, also an Sitzplätzen, Handläufen oder an Arbeitsplätzen. Gemeinsam mit Frank Ockert von Ockert und Partner aus Stuttgart wurde eine Farbstrategie entwickelt, deren Grundprinzip lautete, dunkle Ecken heller und helle Ecken etwas dunkler zu machen. Zusätzlich unterstützt ein von Otl Aicher inspiriertes, farbliches Leitsystem die Orientierung. Letztlich bringt die Farbauswahl auch eine große Frische in das Gebäude. Die Architekten stellten sich die Frage, wie man das Atrium als eigentlich leeren Raum sichtbar machen kann. Die Planer wollten das Volumen erkennbar machen und bedienten sich dabei des physikalischen Effekts der Reflexion. Man kann sich das sehr gut mit dem Bild einer Waldlichtung im Nebel vorstellen, in die, wie bei Gemälden von Caspar David Friedrich, ein Sonnenstrahl fällt. Das im Nebel gebrochene Licht macht die Leere des Raumes erkennbar.

Die Architekten entwickelten also für das Atrium, gemeinsam mit dem Lichtspezialisten Zumtobel, besondere Reflektoren, die auch zugleich Leuchtelemente sind und diesen großen Raum betonen. Diese »butterflies« sind lange Stränge von Leuchten, die in der Mitte eine schwarze Röhre haben. Die Röhre strahlt in die »Flügel« hinein und bringt diese zum Leuchten. Die Leuchten wiederum machen den Raum erlebbar. Stefan Behnisch bezeichnet seine Neuentwicklung als zeitgemäße Form des Kronleuchters.

Lesen Sie auch das Interview mit Stefan Behnisch zum »John and Frances Angelos Law Center« der University of Baltimore.

Projekt: John and Frances Angelos Law Center, University of Baltimore
Architekt: Behnisch Architekten und Ayers Saint Gross
Standort: 1401 N. Charles Street, Baltimore, MD 21201, USA
Bauherr: University of Baltimore
Bauaufgabe: Juristische Fakultät der University of Baltimore (Bibliothek, Hörsäle, Verwaltung, Veranstaltungssaal u.a. für Gerichtsverhandlungen)
Baubeginn: April 2010
Fertigstellung: April 2013
Grundstücksgröße: 17.400 m²
Anzahl Geschosse: 12
Geschossfläche: 17.873 m² BGF (192, 340 GSF)
Nutzfläche gesamt: 9.545 m² HNF

Materialien
- Aluminiumelementfassaden und Stahlrahmenkonstruktion mit z.T. vorgehängter punktgehaltener Glasfassade und teils mit keramischer Bedruckung (Produkte Vorhangfassade/Fenster: DuPontTM SentryGlas/Tecnoglass; Verschattung: Nysan)
- Beton aus recyceltem Material mit Bauteilaktivierung
- Linoleum
- Bambus
- FSC-zertifizierte Hölzer
- »Green Label Plus«-zertifizierte Teppichböden

Möblierung
- Rolf Benz 290, Design: Behnisch Architekten
- Individuelle Holzeinbauten, Design: Behnisch Architekten
- Fritz Hansen Serie 7 – Büro Besucherstuhl und Bücherei Arbeitsplätze
- VS - Serie 901 und Tischsystem NetWork, Design 901: Günter Behnisch, Hubert Eilers
- Humanscale Freedom Task Chairs

Leuchten
- Durchgängige LED-Beleuchtung zur Minimierung des Energieverbrauchs und zur Maximierung der Lebensdauer
- Flexibel stellbare, freistehende LED Stehleuchten zur direkten und indirekten Beleuchtung für alle Büroarbeitsplätze; Nimbus Office Air LED, Design: Stefan Behnisch
- Über 70 speziell entwickelte LED »butterfly«-Leuchten als »Kronleuchter« im Atrium; Zumtobel, Design: Behnisch Architekten

Fotos: David Matthiessen, Brad Feinknopf

Ebene 0. Bild: Behnisch Architekten
Ebene 1. Bild: Behnisch Architekten
Ebene 2. Bild: Behnisch Architekten
Ebene 6. Bild: Behnisch Architekten
Ebene 7. Bild: Behnisch Architekten
Ebene 12. Bild: Behnisch Architekten

Bildquelle: Brigida Gonzalez

Projekte (d)

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