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Di, Apr

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Ausstellung: RÄUME FÜR KUNST der Sammlung Grässlin

Termine

 

Die in St. Georgen über das gesamte Stadtgebiet verteilten externen RÄUME FÜR KUNST der Sammlung Grässlin haben Zuwachs erhalten: Die ahg Autohandelsgesellschaft mbH hat ihre ehemaligen Räumlichkeiten in der Alte Landstraße 7 der Sammlung Grässlin zu Verfügung gestellt, wo wieder Autos präsentiert werden – aber nun als Kunst.

In dem neu installierten Raum treffen die Besucher auf die Gemeinschaftsarbeiten Capri bei Nacht (1982), Orgonkiste bei Nacht (1982) und Türe bei Nacht (1982) von Martin Kippenberger und Albert Oehlen sowie auf die Arbeit Kao Ka Moo (2000) von Tobias Rehberger.

Die drei Werke Capri bei Nacht (1982), Orgonkiste bei Nacht (1982) und Türe bei Nacht (1982) von Martin Kippenberger und Albert Oehlen, die mit einem Gemisch aus Dispersionsfarbe und Haferflocken bemalt sind, vereinen die Ansätze beider Künstler.

Der Ford Capri ist ein Motiv, dem Martin Kippenberger sich immer wieder bediente. Für Kippenberger war er das Angeber-Auto par excellence, an dem sich die enge Beziehung zwischen dem Glanz und Elend der gesellschaftlichen Zustände manifestierte. Die Türe bei Nacht, die erstmals in der Tübinger Frauenarztpraxis von Dr. Dacic ausgestellt wurde, ist ein banaler Alltagsgegenstand, der von den Künstlern ebenfalls mit Dispersionsfarbe und Haferflocken überzogen wurde. Die Orgonkiste bei Nacht hingegen ist ein mit allerlei Mystik aufgeladenes Objekt.

Der Psychoanalytiker Wilhelm Reich postulierte in den 1930er-Jahren die Entdeckung einer als "primordial kosmisch" charakterisierten Energieform, sozusagen eine universelle Lebensenergie in physikalischer Form, die in aller Materie nachweisbar sei. Er taufte sie Orgon. Von der Wissenschaft konnte die Existenz der Orgon-Energie nicht bestätigt werden. Wilhelm Reich, von seiner Entdeckung überzeugt, entwickelte jedoch in der Folge den Orgonakkumulator, eine Kiste aus Holz, ausgekleidet mit Metall, in der diese universelle Lebensenergie gebündelt und wieder abgegeben werden sollte, um so schwerwiegende Erkrankungen wie Krebs zu heilen. Dementsprechend legte Martin Kippenberger eine Auswahl misslungener Leinwände in die Orgonkiste bei Nacht, die dadurch geheilt werden sollten.

Die Strategie der beiden Künstler war, die Mythen und Assoziationen, welche die drei Objekte umgeben, mit Hilfe des Dispersions-Haferflocken-Anstrichs, der misslungenen Leinwände und im gesamten Zusammenspiel der Werke nochmals aufzuladen, um am Ende den gesamten "Inhalt" ins Lächerliche zu ziehen. Mit einer gehörigen Portion Ironie brechen die gesamten Mythen und Assoziationen so in sich zusammen.

Bei Tobias Rehberger steht am Anfang die Frage nach dem Werkbegriff: Was ist ein Kunstwerk bzw. was könnte es sein, woher kommt es und wohin entwickelt es sich, durch was oder durch wen wird es als solches definiert? In komplexen Versuchsanordnungen lotet Rehberger das relationale Verhältnis des Kunstwerks zu seiner Umgebung, seinen Produktions- und Präsentationsbedingungen sowie seiner Rezeption aus. Versatzstücke aus Design, Architektur und Mode dienen ihm ebenso als Arbeitsmaterial wie menschliche Wünsche und Bedürfnisse.

sammlung graesslin porsche

Der in den ehemaligen Räumlichkeiten der ahg ausgestellte Porsche 911 ist bei näherer Betrachtung gar kein Serienmodell. Die Nachbauten von Automobilen, die Tobias Rehberger in Thailand herstellen ließ, gehören zu den ambitioniertesten Werken im Rahmen seiner kollaborativ angelegten Projekte. Sie stehen exemplarisch für einen Arbeitsprozess, bei dem Tobias Rehberger seine eigene künstlerische Handschrift zurücknimmt. Bei den Autos handelt es sich meist um kultig aufgeladene Männerträume wie beispielsweise den Porsche 911, den Mac Laren F1 oder das nie in Serie gegangene Modell eines Mercedes aus den 1970er-Jahren, welches in Rehbergers Jugend als Abbildung in einem Kartenspiel Verbreitung fand. Als Vorlage für die thailändischen Kopien dienen Zeichnungen, die Rehberger aus dem Gedächtnis skizziert. Außer der Vorgabe, dass die Autos maßstabgetreu und fahrtauglich sein sollen, gab es keine Produktionsanweisungen. Rehberger überließ es der Fantasie der Hersteller, die von ihm bewusst einkalkulierten Informationslücken mit eigenen Erkenntnissen und individuellen Vorlieben zu füllen. Dabei interessieren ihn die Brüche und Veränderungen, die bei einer solchen Übersetzung unter dem Einfluss „fremder“ Traditionen und Wertesysteme entstehen. Nichts ist wie es scheint. Missverständnisse werden vom Künstler bewusst in Kauf genommen, ja sogar herausgefordert. Die Resultate dieses kulturellen Transfers sind, wie beispielweise der Kao Ka Moo (2000), skurrile Hybride, halb Auto, halb Skulptur, denen Tobias Rehberger die Namen von thailändischen Gerichten gab.

Neben dem neuen Raum ist im KUNSTRAUM GRÄSSLIN aktuell die Ausstellung Gastspiel – Werke aus den Sammlungen Grässlin und Wiesenauer zu sehen mit Werken von Meuser und in den RÄUME FÜR KUNST Werke aus den Sammlungen.

Bereits seit 2006 präsentiert die Familie Grässlin im KUNSTRAUM GRÄSSLIN und den RÄUMEN FÜR KUNST ihre Sammlung nationaler und internationaler Kunst der 1980er, 1990er und 2000er Jahre. Interessierte Besucherinnen und Besucher hatten seither in acht Ausstellungen die Möglichkeit Einblicke in die private Sammlung zu bekommen. Für ihr Konzept zur Vermittlung moderner Kunst und ihr jahrzehntelanges Engagement bekam die Sammlerfamilie 2010 den renommierten Art Cologne-Preis.

SAMMLUNG GRÄSSLIN
Museumstraße 2
78112 St. Georgen
Telefon 07724 / 91 61 805
Website: www.sammlung-graesslin.eu

Öffnungszeiten KUNSTRAUM GRÄSSLIN: nach Vereinbarung
Private Gruppenführungen: nach telefonischer Anmeldung

EINTRITTSPREISE
Erwachsene: € 15, Ermäßigung: € 10 (Schüler ab 12, Studenten, Auszubildende, Bufdis, Schwerbehinderte)
Freier Eintritt: Kinder unter 12, Inhaber des Museums-PASS-MUSÉE
Der Eintritt beinhaltet eine zwei- bis dreistündige Führung.

VERANSTALTUNGEN UND MONATLICHE KULTURSPECIALS
Termine unter www.sammlung-graesslin.eu


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