Ein 300-Dollar-Haus für die Ärmsten dieser Welt - seit Vijay Govindarajan, Professor für International Business an der Tuck School of Business in Dartmouth, im Jahr 2010 seine Idee im Harvard Business Review Blog vorgestellt hat, hat sich einiges getan. Im Zuge der großen Resonanz möchte er das Projekt nun weiter vorantreiben und das erste 300-Dollar-Haus Wirklichkeit werden lassen.
Inzwischen arbeiten Studenten, Lehrkörper und Angestellte der Tuck Business School, der Thayer Ingenieurschule, Darthmouth’s Studio-Art-Abteilung und das Zentrum für Gesundheitswesen zusammen an dem 300-Dollar-Haus. Das Projekt befindet sich in der Designphase, die von einem viertägigen Design-Workshop eingeleitet wird. Studenten sowie Designer, Ingenieure, Gesundheitsdienstleister als auch wirtschaftliche Vordenker und Mitglieder zweier Kommunen in Haiti treffen zusammen mit dem Ziel, die besten Ideen für einen Prototypen des 300-Dollar-Hauses zu vereinen.
Govindarajan stellt sich das Haus in einer Einzimmer-Struktur vor, mit herunterziehbaren Raumteilern für ein Mindestmaß an Privatsphäre. Wie würde das Mobiliar aussehen? Es würde bestehen aus Schlaf-Hängematten und Klappstühlen. Am Dach wäre ein kostengünstiges Solarpanel angebracht. Solarbatterien sorgten für Licht und Strom für das Handy und den Computer. Außerdem wäre im Haus ein günstiger Wasserfilter eingebaut.
»Über 70 Millionen Menschen - was der Größe des Vereinigten Königreichs entspricht – leben auf der Straße mit nichts als dem Himmel als Dach über ihrem Kopf,« erklärt Govindarajan. »Ist das gerecht? Sogar Insekten und Spinnen haben Behausungen. Eine Unterkunft zu haben ist ein Menschenrecht. Jede Nation, die keine Unterkunft garantieren kann und sich nicht um ihre Bevölkerung kümmern kann, ist eine gescheiterte Nation. So muss es aber nicht sein. Unternehmen, Regierungen und nichtstaatliche Organisationen müssen zusammenarbeiten um dieses schwerwiegende Problem zu lösen.«
Den Ärmsten der Welt zu einem würdigeren Leben zu verhelfen ist das erklärte Ziel: »Das Haus wird Fremde zu Nachbarn und Slums zu Nachbarschaften werden lassen. Trotz des niedrigen Preises werden diese Häuser über fließendes Wasser und Elektrizität verfügen. Die neu entwickelten Häuser werden eine Community entstehen lassen, die Zugang zu Computer und Internet sowie zu Telefonen hat und über Wasserfilter, Solarenergie und saubere Öfen verfügt. Hierdurch werden die Ärmsten der Welt dazu befähigt, die enormen Einschränkungen der Slums zu überwinden. Die Häuser werden zu einem gesünderen und sichereren Leben beitragen und auch den Zugang zu Bildung erleichtern.«
Am vergangenen Mittwoch hat der Präsident des Dartmouth College Jim Yong Kim in der Tuck School of Business die Eröffnungsrede zum Design-Workshop für das 300-Dollar-Haus gehalten. Die Rede bezog sich auf die Beziehungen zwischen innovativem Denken, die Bereitstellung von angemessenem, bezahlbarem Wohnen für die Ärmsten der Welt und die Rolle derartiger Veränderungen in der Verbesserung von Gesundheit, wirtschaftlicher Stabilität und Entwicklung.
Auf der Projekt-Website www.300house.com werden bereits über 30 Projektpartner aus Business und Wissenschaft vorgestellt, die dabei helfen, das Projekt voranzubringen. Gemeinsam mit Christian Sarkar wirbt Govindarajan um weitere Unterstützung: Business-Partner, Studenten, Institutionen, Non-Profit-Organisationen, Lehrer und sonstige Interessierte sind aufgefordert, zur Umsetzung des Projekts beizutragen.