Zum 16. Mal zeichnete der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla) in Bayern herausragende Diplom-, Bachelor- und Masterarbeiten im Bereich Landschaftsarchitektur und -planung aus.
Die Arbeiten werden am Freitag, 22. Februar 2013 auf der Mitgliederversammlung des bdla Bayern in der Bayerischen Architektenkammer in München vorgestellt.
Zusammenfassung der Arbeit: »Es geht um Räume und den geschärften Blick, sie zu erschließen. Der Raum verwandelt sich dann - wird vieldeutig.« Festgelegte Funktionen werden unscharf und neue ungeahnte Bezüge treten in Erscheinung. Der favorisierte Raum erhebt sich als begehbare Struktur, und entfaltet sich gleichsam aus dem spezifischen Ort heraus. Es ist ein öffentlicher Raum, der dem Besucher Zeit gibt ihn zu erkunden und zu durchwegen.
Begründung der Hochschule: Ein knapper, sehr anschaulicher Überblick über die Themen »Interaktion zwischen Betrachter und Raum, Raum und die 4. Dimension Zeit, Bewegung im Raum, Umdeutung von Räumen« bildet den Einstieg in die Diplomarbeit. Im Entwurfsteil wird experimentell ein modulares System entwickelt, das flexibel erweiterbar ist und sich daher als dynamisches Raumsystem etablierten lässt: Im Sinne einer skulpturalen Behandlung von mehrdimensionalen Räumen werden aus Flächen zunächst Reliefs und im weiteren Verlauf vernetzte Raumstrukturen geschaffen. Der gestalterische Entwicklungsprozess des Moduls wird sehr anschaulich und anspruchsvoll im Modell dargestellt. Als Ort für eine temporäre, begehbare Raumskulptur wird der Ratzingerplatz in München ausgewählt, da er als langjährige Brachstelle an einer besonders prominenten städtebaulichen Stelle liegt. Die »schwebende Stadtpassage«, die 2,5 Meter über dem Verkehrsraum liegt ist mit zahlreichen Treppen und Rampen mit dem Stadtboden verknüpft und bindet den wertvollen Baumbestand sehr sorgfältig ein. Über diesem Deck verläuft eine begehbare Faltstruktur; diese gefaltete Oberfläche verknüpft Architekturelemente mit dem durch alle Ebenen fließenden öffentlichen Raum.
Vielfältig differenzierte Durchquerungswege und Sequenzen lassen das hybride Gebilde den Betrachter immer wieder neue unerwartete Raumeindrücke erleben. Nutzungen wie Markthalle, Bibliothek, Läden, Ateliers, Bar und Flächen für temporäre Bespielungen komplettieren das Raumangebot sowohl für Anwohner als auch für Gäste des Stadtquartiers. Durch diese »urbane Geste« des geschaffenen Raumkontinuums wird eine neue Identität für den Ort geschaffen. Frau Tabea Bähr überzeugt durch ihre fundierten Kenntnisse der Architekturtheorie, Soziologie und der benachbarten geisteswissenschaftlichen Disziplinen und ihre Transferleistungen in die Landschaftsarchitektur. Darüber hinaus überzeugt der vorgelegte Entwurf durch seine seriöse sorgfältige Entwicklungsarbeit, die gleichzeitig eine große spielerische Leichtigkeit vermittelt, die viele sehr gute Entwurfssetzungen charakterisiert. Somit löst die Entwurfsverfasserin das Versprechen, das der theoretische Teil gibt auf sehr innovative Weise ein und leistet damit einen überzeugenden Beitrag in der aktuellen Diskussion um die Bedeutung des öffentlichen Raums im urbanen Kontext.
Zusammenfassung der Arbeit: Der Markt Pfeffenhausen ist vom demografischen Strukturwandel und einem leichten Bevölkerungsrückgang betroffen. Um dem entgegenzuwirken und um Pfeffenhausen eine alternative Siedlungserweiterung anzubieten, versucht der Entwurf mit Hilfe von gemeinschaftsfördernden Flächen und Räumlichkeiten und einem besonderen städtebaulichen Konzept ein attraktives Wohngebiet zu gestalten. Dabei steht das Leitbild Dorf bzw. Bauernhof im Mittelpunkt der städtebaulichen und landschaftsplanerischen Gestaltung.
Begründung der Hochschule: Die Arbeit ist getragen von einer sympathischen Neuinterpretation des ländlichen vierseitigen Hofes. Durch die städtebauliche Verwendung dieses Bausteines ist eine harmonische Bebauung mit einem hohen Maß an kommunikativen Qualitäten entstanden. Das Projekt ist sorgfältig durchgearbeitet bis hin zu einer klaren Vorstellung der Pflanzenverwendung. Die Qualität dieser Arbeit liegt insbesondere in der konzeptionellen Stärke, die durch ein sehr persönlich geprägtes und starkes Vorstellungsvermögen entstanden ist. Ich bewundere die Reife nach dreieinhalb Jahren Studium!
Thema: Die Unsicherheiten in der Durchführung von speziellen artenschutzrechtlichen Prüfungen (saP), der Festlegung und dem Bau von artenschutzrelevanten Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnahmen (CEF- und FCS-Maßnahmen) sind in der Fachwelt auch in Folge länderabweichender Regelungen und unterschiedlicher Vollzugsregelungen hoch. Sowohl für Landschaftsarchitekturbüros als auch die Naturschutzbehörden stellen diese uneinheitlichen Standards Unsicherheiten dar. Herr Müller hat hierzu einen für die süddeutschen Ländern abgestimmten Standard entwickelt, der es sowohl den Landschaftsarchitekturbüros erleichtert einen definierten Standard in der saP einzuhalten alds auch den Behörden erleichtert, eine Qualitäts- und Umsetzungskontrolle durchzuführen.
Zusammenfassung der Arbeit: Nach einer Analyse verschiedener Landesregelungen zur speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung hat Herr Müller hieraus einen konsolidierten Standardisierungsvorschlag für die Durchführung der saP und die Umsetzungskontrolle der Kompensationsmaßnahmen erarbeitet. Nach einem Praxistest dieser entwickelten methodischen Ansätze anhand von 8 Projektbeispielen in Bayern und Baden-Württemberg konnte die Tauglichkeit dieses Ansatzes verifiziert werden. Damit besteht ein logisch aufgebauter und viele Unsicherheiten klärender Verfahrensvorschlag für die Durchführung der saP und die Kontrolle der Kompensationsmaßnahmen vor.
Begründung der Hochschule: Die vorgeschlagene Masterarbeit hat eine herausragende Qualität, da hier in Theorie und durch die Validierung anhand praktischer Fallbeispiele eine Unsicherheit in der Berufsausübung von Landschaftsarchitekten und den Naturschutzverwaltungen minimiert werden konnte. Der Berücksichtigung von Landesregelungen und die Kombination bewährter Ansätze gewährleistet, dass etablierte Erfahrungswerte weiterhin genutzt werden können, aber zugleich ein logischerer und stringenterer Aufbau und Standard zur saP und dem Vollzug von Kompensationsmaßnahmen entwickelt wurde.