»Lichtdesign« existiert noch nicht lange als eigenständiges Arbeitsfeld. Daher gibt es in diesem Bereich auch erst seit rund zehn Jahren in Deutschland eine spezifische Ausbildung. WINGS, das Fernstudienzentrum der Hochschule Wismar, bietet seit 2012 den englischsprachigen, berufsbegleitenden Masterstudiengang »Lighting Design – Architectural Lighting and Design Management« mit dem international anerkannten Abschluss »Master of Arts (M.A.)« an.
Es ist eine auf dem Studienmarkt einzigartige Kombination aus Lichtdesign und Management mit Dozenten verschiedener Nationalitäten sowie Workshops in Wismar, Berlin und Bangkok. Die Hochschule Wismar hat den Master seit dem Wintersemester 2012/13 im Programm und zieht mit seinem weltumspannenden Konzept Studierende aus zahlreichen Nationen an. Es ist der erste internationale englischsprachige Fernstudiengang, bei dem Lehrinhalte wie Planungspraxis der Architekturbeleuchtung mit designorientiertem Management kombiniert werden.
Thomas Römhild und Marcus Hackel sind die Studiengangsleiter des Fernstudiengangs. Thomas Römhild berichtet im Interview darüber, wie er Lichtdesigner ausbildet – eine neue Berufsbezeichnung, die, obwohl bisher nicht gesetzlich geschützt, ein zunehmend bedeutenderes Arbeitsfeld umreißt.
Interview
Rolf Mauer: Sie sind Studiengangsleiter des international ausgerichteten Masters »Architectural Lighting Design« bei WINGS, dem Fernstudienzentrum der Hochschule Wismar. Seit wann gibt es diese spezielle Ausbildung?
Thomas Römhild: Vor allem in den USA gibt es die Ausbildung von Lichtdesignern schon seit vielen Jahren. In Europa gab es lange Zeit nur sehr wenige Studienmöglichkeiten, beispielsweise in London. Die Lichtgestaltung wurde hier mehr als ein technisches Problem im Rahmen der technischen Ausrüstung von Gebäuden gesehen. Architekten oder Innenarchitekten haben die gestalterischen Aspekte mitbearbeitet.
Erst in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts haben sich einige Ingenieure darauf spezialisiert, neben der technischen Auslegung der Beleuchtungsanlagen auch die Gestaltungskonzepte, die Integration des Lichtdesigns in die Architektur und vor allem die Bedürfnisse der Nutzer mit in ihre Arbeit einzubeziehen. In den neunziger Jahren haben die Lichtdesigner in Europa begonnen, sich nach amerikanischem Vorbild zu organisieren und eine eigenständige Ausbildung zum »Lichtdesigner« einzufordern.
Die Hochschule Wismar war von Anfang an dabei, diese spezifische Ausbildung mit zu entwickeln. Seit 2001 wird dort der Studiengang angeboten, und seit 2012 gibt es die Ausbildung auch im berufsbegleitenden Fernstudiengang bei WINGS, dem Fernstudienzentrum unserer Hochschule.
Rolf Mauer: Welche Inhalte gehören zu dem internationalen Master »Lighting Design« bei WINGS, was hat Design mit Management zu tun?
Thomas Römhild: Die Hochschule Wismar bildet die Studierenden – beginnend mit den Grundlagen der Tages- und Kunstlichtplanung – anhand von Modellprojekten in verschiedenen Designstrategien aus.
Dabei ist es uns Lehrenden wichtig, neben dem »Wie« vor allem das »Warum« zu erörtern. Unser Studiengang richtet sich an »Professionals«, an Fachleute, die bereits mit Licht zu tun haben. Nach Abschluss des Studiums sind die Absolventen fähig, selbstständig die Lichtplanung zu übernehmen, sie sind aber auch genauso in der Lage, ein Projekt durchzuführen, ein Büro oder Designteam zu führen. Sie lernen, die Strategien des Managements mit denen des Designs zu verbinden – damit erwerben sie eine zusätzliche Kompetenz.
Das bedeutet konkret: Wenn sich zum Beispiel ein Hotel als Marke etablieren und von der Konkurrenz gestalterisch abgrenzen möchte, kann Licht dafür ein sehr wirksames Mittel sein. Der Lichtdesigner hat die Aufgabe, den Kunden – in dem Fall das Hotel – zu beraten, wie Licht professionell und wirkungsvoll eingesetzt werden kann. Er berät ihn dahingehend, welche Alleinstellungsmerkmale sich durch Licht unterstützen lassen – gegebenenfalls entwickelt er eigene.
Rolf Mauer: »Lichtdesigner« ist ein praxisorientierter Beruf. Wie funktioniert die Ausbildung in einem Fernstudium?
Thomas Römhild: Ich würde lieber von einem »berufsbegleitenden Studium für Professionals« sprechen. Die Studierenden bei WINGS können aus unterschiedlichen Angeboten wählen. Zusammen mit den Professoren unserer Partnerhochschule in Thailand bieten wir Vorlesungen in den Präsenzphasen an – sie sind Basis für eine selbstständige Vertiefung der Studierenden im so genannten »Selbststudium« oder in entsprechenden spezifischen Modulen. Dazu kommen Vorträge und Lehrangebote von international anerkannten Experten, beispielsweise aus Australien, Großbritannien und Schweden.
Damit die WINGS-Fernstudenten – wie ihre Kommilitonen des Präsenzstudiengangs an der Hochschule Wismar – Designprojekte erarbeiten können, wird während der Präsenzphasen auch seminaristisch gearbeitet. Die Studierenden entwickeln gemeinsam mit den Professoren Strategien, wie sie ihre Projekte konzipieren und entwerfen können. Möglich ist es auch, regelmäßig an Telefonkonferenzen teilzunehmen, um weiterhin direkt mit den Lehrenden in Kontakt zu bleiben. Natürlich müssen alle Studierenden ihre Entwürfe und Konzepte persönlich präsentieren – denn die eigene Arbeit vorzustellen ist ein wesentlicher Bestandteil des Aufgabenspektrums eines Designers. Unserer Erfahrung nach unterscheiden sich die Arbeiten der Fernstudenten nicht wesentlich von denen der On-Campus-Studierenden.
Der Schwerpunkt des Fernstudiengangs liegt aufgrund der einzigartigen Kombination von »Designmanagement« und »Lichtdesign« mehr auf der Weiterbildung des Experten als auf der Grundausbildung des »Lighting Designers«. Für diejenigen, die zunächst das Grundlagenwissen für den Beruf »Lichtdesigner« erwerben möchten, empfehlen wir deshalb den »Master Architectural Lighting Design (M.A.)« als Präsenz- bzw. On-Campus-Studiengang an der Hochschule Wismar.
Rolf Mauer: Warum bieten Sie Workshops ausgerechnet in Wismar, Berlin und Bangkok an?
Thomas Römhild: Wismar ist Standort unserer Hochschule und zentraler Verwaltungssitz von WINGS. Wismar bietet durch die angenehme Kleinstadt-Atmosphäre eine ausgezeichnete Möglichkeit für konzentriertes Arbeiten. Außerdem stehen uns dort das Lichtlabor und die hervorragende Ausrüstung der Hochschule zur Verfügung.
In Berlin haben wir beispielsweise die Option, direkt vor Ort herausragende architektonische Beispiele aktueller Lichtkonzepte zu studieren, Hersteller zu besuchen und die Kontakte zum »Institut für Lichttechnik« an der TU Berlin zu nutzen. Bangkok ist der Standort unserer Partnerhochschule in Thailand und bietet Studierenden die Chance auf weitere interkulturelle Erfahrungen.
Rolf Mauer: Welche Vorteile hat ein international ausgerichtetes Studium? Wie gut müssen die Englischkenntnisse der Studierenden sein?
Thomas Römhild: Für die Arbeit eines Lichtdesigners ist ein möglichst weit ausgerichtetes Netzwerk wichtig, um im internationalen Markt des »Lighting Designs« erfolgreich sein zu können. Großer Vorteil eines internationalen Studiums ist deshalb, dass die Studierenden aus unterschiedlichen Teilen der Welt zusammenkommen – so erfahren alle viel Neues über die verschiedenen Kulturen. Damit ist der Grundstein für ein eigenes internationales Netzwerk gelegt.
Rolf Mauer: Als Studiengangsleiter des »Master Lighting Design« bei WINGS bilden Sie junge angehende Lichtdesigner aus, allerdings ist der Beruf bis heute nicht geschützt. Was sind die Gründe dafür und wie gehen Ihre Studierenden damit um?
Thomas Römhild: Eine geschützte Berufsbezeichnung hilft dem Auftraggeber bei der Auswahl seiner Fachleute, denn so ist erkennbar, dass Mindestanforderungen in der Ausbildung erfüllt worden sind, um diese Berufsbezeichnung führen zu können. Die Hochschule Wismar bietet eine anspruchsvolle Ausbildung, die den akademischen Qualitätsansprüchen genügt.
Wenn unsere Studierenden durch die Qualität ihrer Arbeit überzeugen, ist der Schutz der Berufsbezeichnung zweitrangig. Unseren Studierenden werden weltweit gute Arbeitsmöglichkeiten geboten. Beispielsweise in den großen Büros in China, Singapur oder bei den bekannten Lichtdesignern in London oder Amerika. Häufig arbeiten sie auch in international tätigen Ingenieurbüros, die alle Arten von Ingenieurleistungen anbieten. Dabei kommen ihnen die Erfahrungen aus ihrem ersten Ausbildungsabschnitt zugute. Aber auch die kleinen Büros, die wir aus Deutschland kennen, sind für unsere Absolventen ein gutes Arbeitsfeld.
Rolf Mauer: Wie sieht später der berufliche Alltag Ihrer Studierenden aus?
Thomas Römhild: Überwiegend arbeiten sie in Lichtplanungsbüros, aber auch für die Lichtindustrie. Unsere Studierenden, die berufsbegleitend studieren, werden die Studieninhalte sowie den internationalen akademischen Hochschulabschluss »Master of Arts (M.A.)« nutzen, um ihre persönlichen Karrierewünsche inner- oder außerhalb ihres gewohnten Arbeitsumfeldes zu realisieren.
Rolf Mauer: Was verbindet Lichtdesigner und Architekten, wie kann das Licht die Architektur unterstützen?
Thomas Römhild: Der Mensch braucht Licht für die visuelle Wahrnehmung – also auch, um sich die Architektur zu erschließen. Umgekehrt kann Licht ohne Materie nicht wahrgenommen werden, und diese Wahrnehmung wird in der Regel durch Architektur gestaltet. Das Lichtdesign ist daher wechselseitig mit der Architektur verbunden. Während man unter Architektur oft gestaltete, gebaute Materie versteht, ist Licht ein immaterielles Element, das die architektonische Absicht interpretiert und unterstützt.
Licht hat großen Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen und muss auf alle die Architektur beeinflussenden Komponenten in angemessener Weise reagieren. Katherine Xin, »Professor of Design Management« an der China Europe International Business School (CEIBS) in Shanghai, lehrt auch an der Hochschule Wismar sowie an der WINGS innerhalb des Studiengangs »Lighting Design – Architectural Lighting and Design Management«; und sie ist Geschäftsführerin von LEOX, einem der größten Lichtdesignbüros Chinas (Shanghai). Sie beschreibt den Einfluss des Lichtdesigns auf die Architektur folgendermaßen: »Lighting Design ist eine kleine Disziplin in der Architektur, aber sie beinhaltet die gesamte inhaltliche Tiefe der Aufgabe.«
Abschließen möchte ich mit einem Zitat, das Ieoh Ming Pei zugeschrieben wird; er ist einer der bedeutendsten Architekten der Gegenwart und trifft mit folgender Aussage genau den Kern: »Es gibt keinen Raum ohne Licht und es gibt keine Form ohne Licht. Was ist Architektur ohne Raum und Form?«
Rolf Mauer: Herr Römhild, vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Infos zum Fernstudium »Master Architectural Lighting Design« bei WINGS
• Abschluss: staatlich anerkannter akademischer Hochschulabschluss »Master of Arts (M.A.)«
• Gesamtdauer: 4 Semester (Regelstudienzeit)
• Zulassungsvoraussetzungen: erster akademischer Hochschulabschluss und eine mindestens einjährige sachverwandte Berufspraxis
• Kosten: 4.750 Euro pro Semester
• Nächster Semesterstart: Wintersemester 2014/15 – Interessierte können online Informationsmaterial anfordern unter www.wings-lightingdesign.com