Diese Quellen-Treue macht die Lektüre jedoch auch anspruchsvoll – stellenweise werden Fakten aufgelistet, die für den historischen Blick relevant sind, den Leser jedoch auch ordentlich fordern, nicht die Übersicht zu verlieren. Auch die Fülle der Namen von Kollegen, Förderern, Kontakten jeder Art, verlangen jedem, der nicht gerade Renaissancespezialist für Oberitalien ist, einiges ab.
Nicht nur der Tod, auch die Geburt Palladios ist ungeklärt. Alles beginnt mit dem Geheimnis der Geburt des Andrea di Piero della Gondola – Padua oder Vicenza? – als Müllerssohn in einer Familie, die man heute wohl als mittelständisch bezeichnen würde. Dann seine Lehre als Steinmetz, der Umzug von Padua nach Vicenza. Warum ist unklar, jedoch kaum wegen Unterdrückung durch den Paduaner Lehrmeister, wie es die »Forschungstradition« besagt – dafür gibt es nach Beltramini keine Belege.
Weiter zeichnet Beltramini die Ausbildung, die Bildungsreisen nach Rom, die intensiven Kontakte mit Förderern, die Liebe zur klassischen Antike nach. Auch der Ehe mit Allegradonna sowie die gemeinsamen fünf Kinder und deren teils tragische Schicksale wird ein Kapitel gewidmet. Wie hat Palladio gelebt und wo? Und, durchaus nicht zu vernachlässigen, wovon? Auch ein Renaissance-Architekt hatte Interesse daran, nicht nur öffentliche, sondern auch private Auftraggeber zu haben. Und nicht zuletzt war auch im 16. Jahrhundert eine gute Presse von Vorteil, wie sie Palladio mit dem Einschluss in Vasaris Viten erfahren hat.
Woher kommt der Beiname Palladio? Was bedeutet er? Und warum etabliert sich einer der bedeutendsten Baumeister seiner Zeit ausgerechnet in der venetischen Provinz, in Vicenza, das zu dieser Zeit keiner der schönsten Orte gewesen sein dürfte?
It seems safe to say that sixteenth-century Vicenza, far from being a second Athens dedicated to arts and architecture, was a city where killing was easy and took place at all levels of society.(44)