Auffällig ist die ungewöhnliche Formensprache der Gemälde: Die Bilder kommen mit wenig Farben aus, meist setzt Weber nur einen Farbton in verschiedenen Abstufungen ein oder kontrastiert wenige Farben. Die Motive werden dominiert von schwarzglänzenden, leicht erhabenen und unregelmäßigen Konturlinien, die wie Lakritze auf der Leinwand zu liegen scheinen. Sie formen reine Farbflächen ohne Schattierungen, die den Bildern eine ungewöhnliche, comichafte Wirkung verleihen.
Mit Tuben »zeichnen«
Die Betonung der grafischen Umrisslinien kann durchaus als Reminiszenz der Architektur gelesen werden. Beide Metiers – Kunst und Architektur – sind nicht so grundverschieden, wie sie zunächst erschienen mögen: Architekt und Künstler verbinde, so Weber, eine hohe Affinität zur Zeichnung, beide finden mit Skizzen zur gesuchten Lösung.
Der künstlerische Blick des Architekten auf seine Umwelt
Diese Vorgehensweise reflektiert den Charakter der verarbeiteten Motive des urbanisierten Lebens, die nur selten bewusst wahrgenommen werden. Massenproduziert und in Serie hergestellt erfüllen Brücken, Strommasten, standardisierte Wohnhäuser ihren Zweck, aber sie bleiben anonym, austauschbar, unästhetisch, so dass sie in der Regel im wahrsten Sinne des Wortes keines Blickes gewürdigt werden.
Sensibilisieren für die versteckte Ästhetik urbaner Räume
Als Beobachter des urbanen Raums will Weber sensibilisieren für die versteckte Ästhetik solcher Orte. Diese Sichtweise ist deutlich geprägt von seinem Architekturstudium. Zwar habe ihn die Architektur in seiner Arbeitsweise nicht spezifisch beeinflusst, so der Künstler, sie habe ihn jedoch sehr wohl inspiriert und seinen besonderen Blick auf und sein Verständnis für die alltägliche gebaute Umwelt geprägt und geschärft.
Weber ästhetisiert die »banalen« Bildinhalte und macht sie visuell gefällig, sogar eine Spur zu sehr, zu plakativ und auffällig, als dass man noch wegsehen könnte von den sonst so unauffälligen Motiven. Dazu wählt er sehr große und breite bzw. hohe Formate, die das Blickfeld sprengen und zum wiederholten Hinschauen zwingen. Diese Darstellungsweise entspricht einerseits dem maschinell-seriellen Charakter der Motive, andererseits durchbricht sie die pauschalen Standardansichten – alles sieht gleich – durch die manuell aufgetragenen Umrisslinien. Sie widersprechen dem anonymen Charakter der maschinell produzierten Elemente. Zum konzeptuell präzisen Arbeitsprozess gesellt sich ein unkontrollierbares, arbiträres Element, das dem Endprodukt besondere Qualität verleiht.
Vor kurzem waren Tobias Webers Arbeiten auf der Kunst Zürich in der ABB Halle am Stand seiner Schweizer Galerie Alex Schlesinger zu sehen. Ab Dezember ist der Künstler Artist in Residence 2010 der XL Services Switzerland AG in Zürich.
www.tobiasweber.ch