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Do, Mär

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Buchrezension: Von Menschen und Häusern

Design Kunst

Ganz besondere Ansichten »Von Menschen und Häusern« im neuen Jahrbuch des HDA Graz

Als eines der schönsten Bücher 2009 in der Kategorie »Kunstbücher und Fotobände« ist es vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels gerade ausgezeichnet worden, für den Staatspreis 2009 ist es nominiert: Mit »Von Menschen und Häusern. Architektur aus der Steiermark. Architektur Graz Steiermark 2008/2009« ist dem Haus der Architektur HDA Graz ein ungewöhnliches, ein besonders schönes Architekturbuch gelungen. Herausgegeben von Ilka und Andreas Ruby ist der Band – zugleich auch das Jahrbuch 2009 des HDA – anders aufgemacht, als die bisherigen Jahrbücher, die alle zwei Jahre erscheinen, und entspricht so gar nicht der Vorstellung, die man gemeinhin von Jahrbüchern hat: etwas trocken, etwas behäbig mit vielen Texten und Berichten über Aktivitäten der Herausgeberinstitution.

Im Gegenteil, das zweisprachig auf Deutsch und Englisch veröffentlichte »Von Menschen und Häusern« ist in einem größeren Format gehalten, das die bessere Lesbarkeit vor allem der Abbildungen ermöglicht, und konzentriert sich ganz auf die Architektur: Gezeigt werden Aufnahmen von den zwölf besten aktuellen Bauprojekten der Steiermark, die für den Architekturpreis Landes 2009 nominiert waren. In dem entsprechend zwölf Kapitel umfassenden Hauptteil des Jahrbuches werden die Bauwerke in den Fotografien von Livia Corona vorgestellt, einer in New York lebenden mexikanischen Fotokünstlerin, die eigens für dieses Projekt eingeladen wurde.

Präsentiert werden so unterschiedliche Bauprojekte wie ein »In-Side-Out«-Haus (Arquitectos), ein ökosozialer Wohnbau (Hubert Riess) in Graz, Wohn-, Büro- und Geschäftsbauten (Innocad, Markus Perntahler, Splitterwerk, X Architekten), der Umbau des klassizistischen Palais Thinnfeld, in dem sich seit 2007 das HDA befindet (Ifau und Jesko Fezer), aber auch eine Messe-Halle (Riegler Riewe), vier regionale Markstplätze (Hog) und das neue Stadtzentrum Trofaiach (Yes-Architecture), ein Veranstaltungszentrum (Gangoly + Kristiner) sowie ein Natur- und Alpincamp (Holzbox).

In Coronas Fotografien werden die Bauwerke anders porträtiert, als man es von der herkömmlichen Architekturfotografie gewohnt ist: Keine Standard-Aufnahmen von isolierten Gebäuden in idealisierter Perspektive, Innenansicht, Außenansicht, Aufsicht, sondern Ansichten von Häusern mit Menschen, belebt, bewohnt, genutzt. Oft sind die Bauten selbst gar in den Hintergrund gerückt, vor dem sich alltägliche Szenerien abspielen – nicht umsonst heißt der Band »Von Menschen und Häusern«. Die enge Verbundenheit von Gebäuden und ihren Bewohnern ist ein Aspekt, der in der typischen »Hochglanz-Architekturfotografie« mit ihren stilisierten und ästhetisierten Gebäudeaufnahmen meist ausgeklammert wird. Coronas Ansichten hingegen stellen ein Gegenmodell dazu dar. Sie zeigen eine Reportage über die Möglichkeiten von sozialräumlichen Handeln.

Corona, die den Rubys wegen ihrer besonderen Herangehensweise an Architektur und deren Abbildung aufgefallen war, überlegt sich für jedes Projekt eine Geschichte, die mit Personen nachgestellt, inszeniert und in analoger Technik fotografiert wird. Für das Jahrbuch hat ein dreiköpfiges Assistententeam aus Graz die Fotografin ständig vor Ort begleitet, hat Darsteller/Schauspieler gesucht, die Inszenierungen mitgestaltet und in jeglicher Form assistiert. Ein äußerst aufwendiges Projekt – doch die Mühen haben sich gelohnt.

Der Ansatz, die für den Architekturpreis nominierten Bauprojekte von einer Fotokünstlerin porträtieren zu lassen, ist nicht die einzige Besonderheit und Neuerung. Auch die Auszeichnung selbst hat eine grundlegende Umgestaltung erfahren: Statt von einer Jury wurde 2009 erstmals ein ausgewählter Fachexperte mit der Durchführung betreut, der die eingereichten Projekte begutachtete und das Siegerprojekt auswählte. Der erste Kurator war der renommierte Berliner Architekturkritiker Andreas Ruby.

Eine spannende Neuerung, denn schließlich hat man einen Ruf zu verteidigen in der Grazer Architektur. In den 1980er und 1990er Jahren hat sich hier eine lebhafte Architekturszene mit Architekten wie Manfred Kovatsch, Karla Kowalski und Klaus Kada entwickelt, die als »Grazer Schule« international bekannt ist. Die historische Grazer Altstadt, die mit ihrer charakteristischen Dachlandschaft und Höfestruktur 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, zeichnet sich aus durch ein harmonisches Nebeneinander unterschiedlicher Stile von der Gotik über die italienische Renaissance, den Barock und den Historismus bis ins 20. Jahrhundert. Die stetige architektonische Weiterentwicklung des Stadtbildes prägt den besonderen Charakter Graz' und wirkt bis heute fort. Aus dem letzten Jahrzehnt finden sich zahlreiche architektonische Besonderheiten, etwa die die Murinsel von Vito Acconci (2003) und das Kunsthaus von Peter Cook und Colin Fournier (2003).

Zurück zum Jahrbuch selbst. Dass das Buch ganz den Bildern gewidmet ist, zeigt sich auch daran, dass für die üblichen Texte, die zu einer Publikation dieses Formats gehören, kein Platz verschwendet wird – drei Vorworte und das Nachwort der Herausgeber sind platzsparend im Einband untergebracht. Ganz ohne schriftliche Informationen kommen aber auch die zwölf Architekturporträts nicht aus. Sie werden von Texten begleitet, die jedoch keine simplen Beschreibungen liefern, sondern – eine weitere gelungene Idee – Statements der »Betroffenen« darstellen: In Interviews, die von Studenten der TU Graz geführt und ausgewertet wurden, kommentieren Nachbarn, Anwohner, Bauherren und Architekten die Bauprojekte – was ist gelungen, was weniger, was gefällt, was gefällt nicht, was ist praktisch, was müsste verbessert werden. So erhält der Leser die grundlegenden Informationen zu den Gebäuden zwar nicht ganz so schnell und offensichtlich, wie er dies aus einem nur beschreibenden Text ziehen würde, er erhält jedoch einen breiten und vielfältigen Einblick in die »Geschichte« der porträtierten Gebäude, die facettenreich vor Augen treten. Die Kommentare lesen sich spannend und unterhaltsam und bieten zugleich eine aufschlussreiche Momentaufnahme zeitgenössischer Bauprojekte mit ihren Vor- und Nachteilen. Hinzu kommen Planzeichnungen, die das jeweilige Porträt abrunden. Das Jahrbuch schließt mit einem ausführlichen Statement des Kurators Ruby.

»Von Menschen und Häusern« ist kein typisches Architektur-Buch, das nur Fachleute anspricht, sondern – ein gewisses Interesse an Architektur vorausgesetzt – ein sehr viel breiteres Publikum und möglicherweise auch Leute gewinnt, die sich nicht ohne Weiteres mit Bauwerken auseinandersetzen würden – ganz so, wie es denn auch das Ziel des Jahrbuchs war, nicht nur zu dokumentieren, sondern über eine (zu) enge Definition von Architektur hinauszugehen. Durch die unkonventionelle Gestaltung mit den Texten im Einband, den Grundrissen auf transparentem Einleger, dem für Jahrbücher ungewohnten Cover, das sich ein wenig an den Publikationen das NAI orientiert, und nicht zuletzt durch den anderen Zugang zur fotografischen Architekturdarstellung und dem Textteil ist ein Buch gelungen, das ein etwas anderes, ein besonderes Lese- und Schauerlebnis bietet.

Von Menschen und Häusern.
Architektur aus der Steiermark.
Architektur Graz Steiermark Jahrbuch 2008/2009.
Mit Fotografien von Livia Corona


Verlag Haus der Architektur Graz
Herausgeber: Ilka und Andreas Ruby
Text: deutsch/englisch
332 Seiten mit 111 farbigen, ganzseitigen Abbildungen und 45 Grundrissen, Schnitten und Ansichten
Format: 24x31 cm, Broschur
Projektleitung: Markus Bogensberger, Heinz Rosmann, Fabian Wallmüller
Projektkoordination: Tanja Gurke
Erscheinungstermin: Oktober 2009
ISBN 978-3-901174-71-1

www.hda-graz.at 

Quelle: deconarch.com

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