19
Fr, Apr

Anzeige AZ-Artikel-728x250 R8

7places - Innovationsagentur für den Raum

Menschen

 

Durch neue digitale Techniken könnte der Anschein erscheinen, Orte würde unbedeutender, denn die Digitalisierung ermöglicht es uns, von überall aus, alles machen zu können. Aber auch in Zukunft werden Räume und Orte wichtig bleiben, denn sie sind Lebensgrundlage und Identifikationsraum.

7places ist eine Innovationsagentur, die den Raum als ein neues Innovationsfeld erschließen will. Nach eigener Aussage folgen sie damit dem Megatrend "The Power of Place": Die Macht des physischen Ortes nimmt in der digitalisierten Welt zu.

Wir sprachen mit den Geschäftsführern von 7places, Katharina Aguilar und Frank Dittel.

INTERVIEW

Rolf Mauer: Das Schaffen des Architekten ist obligatorisch innovativ, er baut, was vorher nicht vorhanden war. Warum gründen Architekten wie Sie und Ihre Kollegen eine Innovationsagentur und was bitte ist eine Innovationsagentur?

Aguilar/Dittel: Die Frage „Was ist eigentlich innovativ?“ beschäftigt uns jeden Tag. Im klassischen Verständnis ist es bereits innovativ, etwas Neues zu erschaffen - egal was. Das würde aber in der Architektur bedeuten, dass jedes neue Gebäude automatisch innovativ ist. Weil uns das nicht ausreicht, verstehen wir Innovation anders: Für uns ist etwas dann innovativ wenn es den Status Quo herausfordert. Wir erfinden neue kreative Herangehensweisen setzen Projekte mit innovativen Bausteinen um. 7places als Innovationsagentur betreibt Zukunfts- und Technologierecherche, sie arbeitet strategisch und konzeptionell mit dem Kunden und sie ist vor allem im Beratungs-, Technologie- und Medienbereich tätig.

Rolf Mauer: Sie sind Teil der Geschäftsleitung von Dittel Architekten in Stuttgart. Wie genau kann man sich das Aufgabengebiet von 7places vorstellen und wie unterscheidet sich das Aufgabengebiet 7places vom Portfolio das Dittel Architekten bearbeiten?

Aguilar/Dittel: 7places und Dittel Architekten arbeiten komplementär zueinander. 7places hilft dem Kunden in frühen Phasen, sich für die Zukunft auszurichten und eine ganzheitliche Strategie zu entwickeln. Im Rahmen von Workshops werden Ziele definiert, Transformationsbereiche herausgearbeitet und Zielgruppen verstanden und verfeinert. Im klassischen Projektverlauf sind Architekturbüros in dieser Phase nicht maßgeblich beteiligt und können somit auch keinen Einfluss darauf nehmen, welche Priorität Kunden dem Thema Raum in ihrer Strategie zuweisen – in Architektursprache befinden wir uns hier in Leistungsphase 0. Wir glauben, dass der Raum ein so unterschätzter Entwicklungsbereich in unserer Gesellschaft ist, dass hier viel mehr im Keim angesetzt werden muss, denn er kann einiges für Unternehmen leisten. 7places arbeitet in dieser frühen Phase an Konzepten, die in ein Architekten-Briefing einfließen können, und übersetzt dabei unternehmerische Ziele in räumliche Anforderungen. Dieser Prozess findet im klassischen Projekt häufig nicht oder nur eingeschränkt statt.

Startet nun ein bauliches Projekt, lässt 7places innovative Themenbereiche einfließen: Welche „Customer Journey“ wird angestrebt? Wie werden Medien im Raum eingesetzt? Wie sieht Content aus, der im Raum integriert ist, also Ton-, Bild- und Videomaterial? Welche „smart Building“ Technologies würden zum Kunden passen? An dieser Stelle gehen Architektur und Innovation eng Hand in Hand. Die Kombination der Agentur-Perspektive und die der Architektur-Perspektive sind unserer Erfahrung nach ein bedeutender Erfolgsfaktor – die beiden Welten befruchten sich sehr. Ohne die bauliche Kompetenz der Architekten kämen wir hier nicht weit, denn letztendlich ist die höchste Priorität eine zuverlässige und leichtfüßige räumliche Integration von Innovation. Gleichzeitig kann die Agentur bewerten, wie mithilfe von Hardware, Software und Content ganz neue Features im Raum Einzug finden. Kompetenzen aus dem Bereich Medientechnik und Internet of Things fließen hier ein, es wird Software programmiert, es werden User Interfaces designed und es erfolgt eine Vernetzung zu den Systemen der Kunden im Backend. Wo der Kunde sonst eine Vielzahl von Firmen einbeziehen müsste, decken DIA und 7places alle Kompetenzen ab und reduzieren als Integrator die Komplexität für den Kunden auf ein Minimum.

Rolf Mauer: Reagieren Sie mit der Gründung von 7places auf direkte Anforderungen der Bauherren oder wollen Sie auf neue Marktherausforderungen reagieren, die ein "normales" Architekturbüro nicht mehr glaubhaft übernehmen kann.

Aguilar/Dittel: Die Anforderung, innovativ an die Entstehung von Räumen heranzugehen, begegnet uns seit Langem. Somit reagieren wir in erstem Schritt auf Anforderungen unserer Bauherren. Es liegt auch in unserem intrinsischen Interesse, Kunden eine besondere Leistung anbieten zu können, die über das „normale“ Maß eines Architekturbüros hinausgeht. Das tun wir bei Dittel Architekten durch eine innovative Haltung und einen großen Wissensschatz ohnehin. Besonders spezialisierte Kompetenzen – wie Unternehmensberatung und Technologie-Wissen wie zuvor erläutert – sind für uns jedoch besser am Markt platzierbar, wenn sie aus einer eigenen Organisationsform heraus angeboten werden, nämlich 7places. Eine klare Positionierung ist uns sehr wichtig.

Rolf Mauer: Dittel Architekten habe ich, wir kennen uns ja bereits länger, als hochinnovatives und technisch versiertes Büro kennengelernt. Welche Chancen ergeben sich aus der Kombination von Architektur und Innovation?

Aguilar/Dittel: Sie haben Recht, dass Dittel Architekten nicht erst seit der Gründung von 7places innovativen Raum kreiert. Im Gegenteil, die Idee für 7places ist aus langjährigen Erfahrungen und umgesetzten Projekten geboren. Wir glauben so sehr an die Kombination aus Architektur in Innovation, weil wir in unserer täglichen Arbeit sehen, welche Macht physische Orte haben. Nicht umsonst ist the power of place einer der bedeutendsten Megatrends: Der Raum hat die Macht, Menschen gesünder, Orte lebenswerter und Firmen erfolgreicher zu machen. Um die Chancen zu nutzen, die Räume uns bieten, müssen wir aber lernen, die Potenziale des Raumes besser auszuschöpfen. Technologie und Innovation sind hier nunmal maßgebliche „Möglichmacher“: Sie verleihen dem Raum Augen, Ohren, ein Gehirn und Projektionsflächen. Wir wollen Vorreiter darin sein, diese Möglichkeiten nutzbar zu machen, und nehmen unsere Verantwortung als Zukunftsmacher sehr ernst.

Rolf Mauer: Welche Art von Projekten entsteht bei der Integration von Innovation im Raum? Haben Sie Beispiele für uns?

Aguilar/Dittel: Kürzlich haben wir in Karlsruhe eine der innovativsten Tourist Informationen Europas eröffnet. Der Raum als Anlaufpunkt mit großem Traffic ist die Grundvoraussetzung – er ist authentisch, modern, anziehend und verkörpert die Werte der Stadt. Die integrierten Technologien und Medien sorgen nun für Funktionen, die nur Technologie abbilden kann: Der Tourist kann sich an verschiedenen Stationen inspirieren lassen und sich seine persönliche City-Tour zusammenstellen, die er mit einem QR Code digital mitnimmt.

Im Tourismus, sei es in Städten oder Destinationen, sehen wir umfassendes Potenzial für innovativen Raum und arbeiten bereits an den nächsten Projekten. Dazu zählen auch aufregende Erlebnisse an Destinationen, wie wir sie in einem Bergdorf nahe St.Moritz in einem Restaurant kreiert haben: In der wahrscheinlich digitalsten Alpenstube der Welt. Hier liegt der ganze Fokus auf Customer Experience: Technologie und Content transportieren auf humorvolle und Eindrucksvolle Art das Thema der „Hühnerei“ und sorgen für Strahlkraft, während das räumliche Design gleichzeitig keine Kompromisse eingeht. In beiden Projekten ist Technologie unsichtbar integriert – in beiden Projekten haben wir beispielsweise intelligente Möbel eigens entwickelt. Darüber hinaus arbeiten wir gerade an größeren Projekten im Bereich Future Shopping und im Thema Smart Hospitality. In diesem Moment erkennen wir auch großes Potenzial bei Büro- und Arbeitswelten - im Speziellen, was Corporate Maker Spaces angeht, also die Wiegen der Kreativität in Unternehmen.

Rolf Mauer: Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Architekturbüro und Innovationsagentur aus? Welche Herausforderungen sehen Sie und mit welcher fachlichen Kompetenz stellen Sie sich bei 7places dar? Firmieren Sie dort auch mit der Berufsbezeichnung "Architekt/Innenarchitekt“?

Aguilar/Dittel: Technologie und Innovation im Raum zu integrieren ist komplex. Diese Projekte brauchen besondere Aufmerksamkeit und es sind zahlreiche Faktoren zu beachten. Innovation stellt große Anforderungen an unsere Arbeit: Möbel müssen so gestaltet werden, dass Technologie darin Platz findet, funktioniert und sicher ist. Elektro- und Datenanschlüsse müssen in frühen Planungsschritten schon an der Technik ausgerichtet werden. Selbst Klima und Statik des Raumes müssen sich von Zeit zu Zeit an Technologie anpassen. Dazu kommen große Anforderungen an Revisionierbarkeit von Technik, an Wartung und Service, an einfache Bedienbarkeit durch Personal und Kunden. Technik darf auf der Baustelle keinen Schaden nehmen; häufig sind im Planungsprozess Testaufbauten vonnöten, was den Projektablauf beeinflusst. Technologie geht durch die Hände verschiedener Gewerke, die Schnittstellenkomplexität kann enorm sein. Die größte Herausforderung ist allerdings, Technologie einzusetzen, ohne dass das Design Abstriche machen muss. Innovation und Technik kosten ihren Preis – Kunden erwarten einen sofortigen Mehrwert und akzeptieren keine halbgaren Lösungen. Die Kompetenzen bei 7places liegen eher in den früher im Interview genannten Bereichen Unternehmensberatung, Medientechnik, grafische Oberflächen und Smart Building. Wir haben aber nicht umsonst mit Frank Dittel einen sehr erfahrenen Architekten an Bord – die Kombination der Kompetenzen ist für alle entscheidend.

Rolf Mauer: Was können Firmen wie 7places in der Branche bewegen? Zeichnet sich ein flächendeckender Wandel im Aufgabengebiet eines Architekten ab?

Aguilar/Dittel: Wir wollen erreichen, dass Innovation und Technologie in der Architektur selbstverständlicher werden. In der Automobilindustrie fragt niemand, welchen Nutzen Technik, Sensoren oder intelligente Nutzeroberflächen haben. Wir müssen das noch zu oft erklären und wollen erreichen, dass der Mehrwert intuitiv verstanden wird und die Begeisterung für Innovation flächendeckend gegenüber Vorurteilen überwiegt. Wir glauben, dass in der Ausbildung von Architekten mehr für die Innovationsidee getan werden kann. Wir sind sicher, dass in 20 Jahren kein Bauprojekt mehr stattfindet, ohne dass intelligente Technologie zum Einsatz kommt – im Planungsprozess hat das Thema BIM ja bereits einiges bewegt. Welche disruptiven Veränderungen Technologien wie KI oder Blockchain in unserem Aufgabengebiet künftig bringen, können wir nur ahnen. Innovation im Raum muss kompromisslos nach oben auf die Agenda von Universitäten, Architekturbüros und natürlich Bauherren.

Rolf Mauer: Ihr Claim lautet „the next level of innovation is space“. Was meint 7places mit diesem Motto?

Aguilar/Dittel: In allen unseren Zielbranchen wird an Innovation gearbeitet: Innovation von Führungsgedanken, Innovation von IT-Systemen und Prozessen, Innovation von Geschäftsmodellen. Wir denken dass die Potenziale dieser Innovationsbereiche zunehmend ausgeschöpft sind und dass der Raum früher oder später als eigener – neuer - Bereich für Innovation und Transformation erkannt wird, wo noch große Entwicklungssprünge möglich sind.

Rolf Mauer: Wie gehen Digitalisierung und Design in der Hotellerie und Gastronomie einher?

Aguilar/Dittel: In der Hotellerie und Gastronomie wird noch viel Potenzial in der Symbiose aus Design und Digitalisierung auf der Straße gelassen. Die Hotellerie zeichnet sich noch stark durch Silo-Lösungen in einzelnen Use Cases aus - smarter Check-In, intelligente Raumsteuerung, digitale Gästemappe auf dem Zimmer, Room-Service Roboter. Das sind wichtige Schritte, aber die Hotellerie erkennt gerade erst Begriffe wie „Guest Journey“ und „Guest Experience“, wo es um ein ganzheitliches, einzigartiges, inspirierendes Erlebnis geht. Da es jedoch der Hotellerie seit Jahren sehr gut geht, ist der Druck im Bereich Innovation nicht so groß, Entwicklung wird oft als lästige Investition verstanden. Als Anbieter innovativer Ideen und Lösungen ist man noch häufig in der Rechtfertigungspflicht. Wir haben unzählige Ideen für großartige Hospitality Spaces - und arbeiten gerade aktiv daran, den Status Quo zu challengen und die Hotellerie damit zu begeistern, was noch alles möglich ist.

Rolf Mauer: Frau Katharina Aguilar, Herr Frank Dittel, vielen Dank für das Gespräch.


Mit der Showcase Factory wurde ein wirksames bauliches Zeichen nach innen wie auch nach außen gesetzt. Fotograf Olaf Mahlstedt

Projekte (d)

Bildquelle: Brigida Gonzalez

Projekte (d)

Der Anspruch einer ökologisch sensiblen Außenbeleuchtung setzte sich bei der Illuminierung des Magazinbaus mit seiner Fassade aus gefalteter Bronze fort. Zur strikten Vermeidung von Skyglow wurde in akribischer Abstimmung mit den Beteiligten und mittels nächtlicher Bemusterungen eine Streiflichtlösung mit Linealuce-Bodeneinbauleuchten erarbeitet. Foto: HG Esch

Beleuchtung

Die Boulderhalle im schweizerischen Dübendorf ist ein Treffpunkt von kletterbegeisterten Menschen jeder Altersklasse. Auf 800 Quadratmeter gibt es eine Vielfalt an Boulderwänden und Kletterrouten.

Gebäudetechnik

Optisches Highlight mit iF Design Award 2024: Der neue Hochleistungskiesfang von Sita überzeugt neben seinen technischen Werten auch optisch.

Dach

Retention im Griff: SitaRetention Twist verfügt über einen skalierten Einstellschieber, mit dem sich der Retentionsfaktor exakt justieren lässt – bei Dächern ohne Auflast ebenso, wie bei begrünten Dächern, die mit einem Gründachschacht ausgerüstet werden. Bild: Sita Bauelemente GmbH

Gebäudetechnik

Anzeige AZ-Artikel-728x250 R8

Anzeige AZ-C1a-300x250 R8

Anzeige AZ-C1b-300x600 R8