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Lichtdesign im Messebau

Messestand objectflor. Foto: Cornelis Gollhardt, cornelisgollhardt.de

Fachartikel

 

Licht gilt längst nicht mehr als geheimnisvolles Rätsel der Physik, doch seine Faszination in Substanz und Wirkung ist zeitlos. Allein ist es nichts, aber nichts ist sichtbar ohne Licht. Es wird nie direkt wahrgenommen, nur seine Reflektion ist vom menschlichen Auge zu erfassen. „Die meisten sehen nicht das Licht, sondern nur das beleuchtete Objekt“, erklärt Senior Projektmanager Andreas Müller vom Messebauer mac in Langenlonsheim. „Das Licht selbst bleibt dann eine unbewusste Sinneserfahrung. Seine Wirkung entfaltet es dennoch - oder gerade deswegen.“

Das Licht fungiert als die unbemerkte Macht des Lichtdesigners, die Wege, Wahrnehmung und Emotionen der Besucher zu steuern. Der Designer im Messebau kennt das Licht nämlich sehr genau und wird es stets bewusst wahrnehmen. Er kennt die Ambivalenz zwischen Welle und Teilchen und die Codes der Farben. Er kann Reflektion und Richtung planen, die Luminanz steuern und die Wirkung der Installation auf die Besucher vorhersagen. Denn Licht und seine Inszenierung sind ohne Zweifel zentrale Elemente in der Gestaltung von Messeauftritten. Müller hebt die Lichtgestaltung beim Messeauftritt des mac-Kunden „objectflor“ bei der Euroshop Düsseldorf hervor und erklärt die Wechselwirkungen von Form, Farbe und Licht. „Dieses Zusammenspiel zu beherrschen, stellte eine besondere Herausforderung dar“, so Müller. „Grund war der Kontrast zwischen der schwarz lackierten und mit weißen Slogans beschrifteten Standarchitektur aus Holz und den knallig farbigen Produkten mit diversen Texturen und Formen. In der Lichtinstallation kam es darauf an, die Produkte spürbar in Szene zu setzen, während der schwarze Rahmen in den Hintergrund rücken sollte. „Bei diesem Projekt ist das außergewöhnlich gut gelungen“, berichtet Müller.

Hinter der Lenkungsmacht des Lichts stecken gleichermaßen High-Tech-Funktionalität wie rustikale Handarbeit. Denn während sie zunehmend in digitale Steuerungstechnik integriert wird, bleibt die Lichtinstallation im Kern analog; das Ein- und Ausschalten funktioniert häufig noch per Hand und die Installation sowieso. Klar ist: Im Messebau ist die Bedeutung der Lichttechnik ungebrochen, obwohl sie -wieder eher unbemerkt- ein Dasein im Windschatten der allseits besprochenen Mixed Reality fristet.


Interview mit Andreas Müller zum Thema Lichtdesign im Messebau

Redaktion:  Warum ist Licht so wichtig?

Andreas Müller (mac): Technisch gesehen macht Licht das Vorhandene für den Menschen überhaupt erst sinnlich erfahrbar. Erst durch Licht kann ich etwas sehen. Darüber hinaus beeinflusst die Beschaffenheit oder Güte der Beleuchtung und die Art, wie etwas beleuchtet wird, das qualitative Erleben des Raums und somit auch die gesamte gefühlte Atmosphäre. Zielführende Lichtplanung ermöglicht also eine Inszenierung der (zumeist emotional) wahrgenommenen Realität. Außerdem sorgt Helligkeit für mehr Sicherheit, auch auf Messen.

Redaktion: Was genau machen „Lichtdesigner“ auf Messen?

Müller: Ein Großteil der Beleuchtung ist im übergeordneten Rig installiert. Die Montage erfolgt also als erstes. Im Rahmen eines Lichtplans werden Kundenwünsche ermittelt und die Position der Scheinwerfer festgelegt. Bei der Einrichtung des Licht-Settings werden die einzelnen Scheinwerfer dann fokussiert. Die vorhergehenden Installationsarbeiten übernehmen interdisziplinär zusammengesetzten Montage-Teams.

Redaktion: Wer hat beim Licht das letzte Wort, der Kunde oder der Messebauer?

Müller: Licht zu inszenieren ist eine Frage des Könnens und Vertrauens. Vertraut uns der Kunde, kommen ganz wunderbare Inszenierungen zustande. Generell ist das „Gewerk Licht“ nicht so greifbar, im Messebau genauso wie in den meisten anderen Branchen. Deshalb ist oft eine Menge „Übersetzungsarbeit“ nötig, um die Wünsche des Kunden nach einer bestimmten Wirkung in einen Erfolg für alle Beteiligten umzuwandeln.

mac-Senior Projektmanager Andreas Müller. Foto: mac messe- und ausstellungscenter Service GmbH
mac-Senior Projektmanager Andreas Müller. Foto: mac messe- und ausstellungscenter Service GmbH


Hallenumfeld und Material bestimmen Qualität der Beleuchtung

Lichttechniker und Monteure bewegen sich zwischen Schreibtisch und Traverse. Sind die Wünsche des Kunden klar, geht es für das Team bei mac los: Wie ist das Umfeld des Messestands beschaffen? Wer ist der Nachbar, wo ist der Stand in der Halle positioniert? Welche Laufrichtung nehmen die Besucher? Diese Fragen werden vom Projektmanagement beantwortet, auch die gewünschten standbaulichen Elemente spielen eine Rolle. Wie sollen sie von nah, wie von fern wirken? All das ist auch eine Frage der Qualität des Lichts.

Über dem Stand wird zunächst ein Traversensystem „geflogen.“ Trägt die Decke die hohe Last des Gesamtsystems aus Aluminium-Fachwerkträgern, Beleuchtungs-, Medien- und Elektro-Technik? Ist der dynamische Faktor der Hebezeuge berücksichtigt? Die Belastung kann zu Kilogramm-Werten im fünfstelligen Bereich führen. Etwa 5 Kilometer Traversenstrecke befindet sich im Bestand von mac.

Über das Jahr wird wesentlich mehr Strecke eingesetzt. Stehen alle Standelemente und sind die Exponate aufgestellt, geht es ans Einleuchten. Doch bis dahin ist es ein weiter, manchmal nicht ganz leichter Weg.

Gobos, Moving-Lights oder Tageslicht – ein breites Spektrum

Denn das Schwierige am Licht ist gleichzeitig seine Stärke. Die emotionale Erwartungshaltung des Kunden in die gewünschte Lichtwirkung zu übersetzen – das ist eine Kunst und auch Erfahrungssache.

Kommen Moving-Lights, also kopfbewegte Leuchten, zum Einsatz? Projizieren Gobos Symbole an die Standwände wie einst Batmans Superhelden-Fledermauszeichen an den Himmel von Gotham City? Oder soll alles ganz natürlich wirken und das vorhandene oder künstlich geschaffene Tageslicht vorherrschen? Alles letztlich auch eine Frage des Budgets. Eine aufwändige, atmosphärische Lichttechnik macht zwischen zehn und 25 Prozent des Gesamtauftragsvolumens aus. Rein funktional eingesetztes Licht nur etwa fünf Prozent, dafür wirkt es dann auch eher nüchtern. Je nach Anspruch und Wunsch des Kunden kann genau das aber auch ein Ziel sein!

Das verwendete Material wird überprüft und, sofern es in technisch einwandfreiem Zustand ist, von mac als sogenanntes System-Material wiederverwendet. Generell sind alle Stände der mac Mietstände und somit wird auch das Material nur bei mac gemietet. Die Lagerung und Logistik übernimmt die Elektro-Werkstatt. In der Fertigung des Unternehmens findet sich alles; von der Bevorratung für Sonderbauten über Elektrosteckdosen bis zu bunten LED- Streifen oder Montagematerial. Übrigens, auch LED gehört mittlerweile zum Standard, und die Nachfrage nach dem letzten „Schrei“ der immer schneller werdenden und rasanter zunehmenden technologischen Entwicklungen, wie etwa OLED (organische Leuchtdioden) nimmt weiter zu. OLED sind kostengünstig und gleichzeitig sehr effizient. Auch ein klimaneutraler Messestand wird mit diesen Leuchtmitteln möglich.

Partner in der Medientechnik

mac arbeitet mit Partnern der Medientechnik zusammen, die die Kompetenzen der Messebauer teils ergänzen, in Hochfrequenz-Zeiten zusätzliche Arbeiten für mac übernehmen oder auch die gesamte professionelle, fachlich versierte Ausführung von eventtechnisch anspruchsvolleren Konzepten. In den vergangenen Jahren hat sich die Interdisziplinarität rasant verstärkt, die Auf- und Abbauzeiten der Messestände haben sich gleichzeitig verkürzt. Die Messestandarchitektur als interaktives Medium zu entdecken und mit multimedialen Botschaften zu bespielen, zählt heute zu den „State-of-the-art“- Lösungen im Messebau.


Video: Mavix, Hugo Tirso Domínguez, www.youtube.com/@arquitectonica_

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Termine

Bildquelle: EeStairs / Hans-Morren

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In der 16. Folge des „simplicity – einfach bauen“-Podcasts diskutieren Carina Hahn, Lars Krauß, Rebekka Pottgüter und Rolf Mauer die Bedeutung von Einfachheit im urbanen Raum der Zukunft und wie diese Synergien mit nachhaltigen Bauweisen schafft.

Menschen

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Beleuchtung

Super Vivaz, Kernschnitte. Fotograf: Johannes Ocker

Design Kunst

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