Foto: Architekturfotografie Steffen Spitzner
Der Landeswohlfahrtsverband Hessen ließ die weitläufigen Foyerräume und den Ständesaal des Ständehaus in Kassel 2011 renovieren. Die Architekten Arnold und Paul Bode entwarfen in den 50er Jahren die Räume. Die vorhandene Beleuchtung erhielt mit den Umbauten eine zeitgemäße Lichttechnik. Es entstand ein helles, einladend wirkendes Foyer, welches Ausstellungen und Empfängen dient. Das Lichtkonzept im Ständesaal reagiert auf die vielseitigen Nutzungsanforderungen als Kongress- und Versammlungsort und geht dabei auf die stilistischen Besonderheiten der einzelnen Gebäudebereiche ein.
Das in den Jahren 1834 bis 1836 von Julius Eugen Ruhl im Stil der Neorenaissance erbaute Ständehaus Kassel ist heute Sitz des Landeswohlfahrtsverbandes LWV Hessen, einem Zusammenschluss der hessischen Landkreise und kreisfreien Städte, der sich den Aufgaben der öffentlichen Fürsorge widmet. Das Gebäude wurde während des Zweiten Weltkriegs beschädigt, so dass sich in den 50er Jahren dem documenta-Gründer Prof. Arnold Bode und seinem Bruder Paul Bode die Möglichkeit bot, das Foyer und den Ständesaal neu zu gestalten.
Die vorhandene Architektur wiederzuentdecken und wiederzubeleben und der behutsame Umgang mit der gegebenen Struktur – das war die Aufgabe, die dem Architekturbüro Atelier 30 aus Kassel bei diesem Bauprojekt zu Beginn gestellt war. Die Räume scheinen aus einem Dornröschenschlaf erwacht und sind von einem jahrzehntelang währenden Mantel der Zeit befreit. Man hat den Eindruck, die Räume atmen auf. Verbaute Fenster wurden geöffnet, Deckendurchbrüche geschaffen, ein Lichtdach im Innenhof errichtet. So dringt mehr vitales Tageslicht in die Foyerräume und verbindet die beiden Geschosse des Foyers zu einem einheitlichen Raumgefüge.
Kunstvolle Stilelemente der 50er Jahre, von den Architekten Bode und Bode damals entworfen, waren noch erhalten und geben nun in neuem Glanz dem Gebäude eine Unverwechselbarkeit. So taucht das Material Messing in Geländern, Wandleuchten und in der filigranen Holzdeckenstruktur des Ständesaals auf. Behutsam wurden die Farben des originalgetreuen Zustands unter den einzelnen Farbschichten freigelegt und die Wände in diesen Tönen neu gestrichen.
Raumprägende Architekturelemente bieten der Lichtplanung selbstverständliche Standorte: Die Beleuchtung untermalt die Raumstrukturen wie Tonnengewölbe, gliedernde Rippendecken und ausladende Vouten.
Foto: Architekturfotografie Steffen Spitzner
Die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen an den Raum werden somit vom Beleuchtungskonzept unterstützt. Jedes Lichtelement lässt sich einzeln schalten oder, wenn möglich, dimmen. Beleuchtungsszenen wurden mit dem Bauherrn abgestimmt und lassen sich bedienerfreundlich über ein zentrales Schalttableau steuern.
Die besondere Herausforderung an die Lichtplaner lag somit in der Integration der Beleuchtung in die vielseitige, vorgegebene Architektur und den Ersatz der vorherigen Beleuchtung durch adäquate Leuchten auf dem neuesten Stand der Technik. Die Räume des Foyers und des Ständesaals wirken entsprechend einladender und freundlicher und können besser auf die verschiedenen Nutzungsszenarien reagieren.
Bauherr: Landeswohlfahrtsverband Hessen, www.lwv-hessen.de
Architekten: Atelier 30 Architekten GmbH, Kassel, www.atelier30.de
Lichtplaner: Licht Kunst Licht AG, Bonn/Berlin; Martina Weiß (Teamleitung),
Isabel Ehm (Projektteam), www.lichtkunstlicht.com
Standort: Ständeplatz, Kassel
Baubeginn: 6/2010
Fertigstellung: 6/2011
Gesamtnutzfläche: 755 m2
Produkte
Pendelleuchte: Catellani & Smith, www.catellanismith.com
Downlights aus Lightcast-Serie: ERCO, www.erco.com
LED-Profile: Philips Lighting, www.philips.com
Reflektorleuchten in Rippendecke, Sonderleuchten: Selux, www.selux.de
Bodeneinbauleuchten: WE-EF, www.we-ef.de