Der Koningin Elisabethzaal in der nordbelgischen Hafenstadt Antwerpen ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Im Herzen einer architektonisch reizvollen Stadt gelegen, baulich verflochten mit einem weltberühmten Zoo und mit einer höchst wechselvollen Geschichte als Konzertsaal im Gepäck verwandelte er sich vom akustisch hässlichen Entlein in einen strahlenden Klangerlebnis-Schwan. Kern dieser Metamorphose ist der Entwurf des renommierten amerikanischen Akustikers Larry Kirkegaard, der den Saal akustisch völlig neu konzipierte. Eine Schlüsselrolle in seinem Konzept spielen goldene Metallgewebe der GKD – Gebr. Kufferath AG (GKD). Als großflächige Decken-, Wand- und Brüstungsbekleidung unterstreicht die gewebte Textur das einzigartige Raumerlebnis.
Unter 65 Teilnehmern eines internationalen Wettbewerbs zu Neugestaltung und Umbau des Koningin Elisabethzaals setzte sich die Arbeitsgemeinschaft von SimpsonHaugh Architects (London) und Kirkegaard Associates (Chicago) mit ihrem Entwurf durch. Wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hatte das ambitionierte Konzept Kirkegaards, der durch bauliche und technische Ertüchtigung nichts Geringeres als Weltklasseniveau für den neuen Konzertsaal anstrebte. Der ursprüngliche Saal wurde 1897 eröffnet, diente im Ersten Weltkrieg als Krankenstation, mutierte wenige Jahre später im Rahmen der Olympischen Spiele zum Austragungsort von Box- und Ringkämpfen und wurde nach weitgehender Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1960 wiedereröffnet. Die fächerförmige Konzeption dieses nicht als reiner Konzertsaal konzipierten Baus trug maßgeblich zu seiner schlechten Akustik bei, die nur sechs von zehn Punkten auf der Bewertungsskala erreichte. Zudem bot er zwar eine Bühne aber keine Probenräume für Orchester und Solisten. Ziel des Neubaus war deshalb auch, dem Antwerpener Symphonieorchester endlich ein Zuhause zu bieten. Der neue Koningin Elisabethzaal ist das Herzstück des ebenfalls neuen Elisabeth Centers, das auf 25.000 Quadratmetern als hochmodernes Konferenzzentrum gebaut wurde. Bei der Neugestaltung des Konzertsaals entschieden sich die Planer mit Blick auf die geforderte akustische Optimierung für eine Verkleinerung. Dadurch entstand in dem Elisabeth Center ein riesiges lichtdurchflutetes Foyer mit Atrium. Architekt Ian Simpson bettete den Neubau zudem so in den historischen Gebäudekomplex ein, dass die bisher vom Gebäude verborgenen Jugendstilfassaden wieder sichtbar wurden und die alten Hallen weitgehend unberührt blieben. Eine dieser Hallen, die Loos Halle, verbindet den 2.000 Quadratmeter großen Konzerthallenneubau mit dem historischen Teil und dient zugleich als Foyer des Elisabeth Centers. Mit ihren hohen Stuckdecken und üppigem Marmordekor bietet sie repräsentativen Raum für Ausstellungen und Empfänge. Der viergeschossige Neubau umfasst verschiedene Konferenz- und Tagungsräume für bis zu 1.900 Teilnehmer, den Konzertsaal mit einem Fassungsvermögen von 2.000 Gästen, umfangreiche Logistik, VIP- und Catering-Bereiche, Büros für die Verwaltung sowie schallisolierte Proberäume.
Für den Konzertsaal wählten die Gestalter die Form eines Schuhkartons, die Liebhaber klassischer Musik als Garant für optimale Akustik schätzen. Dazu trägt ein exakt austarierter Abstand von der Bühne bis zur Wand mit ungewöhnlicher Sitzplatzanordnung im Parkett und auf den beiden Emporen bei. Der Verzicht auf eine permanente Vorbühne verhindert überdies einen Tonverlust. Durch eine bogenförmige Wand beträgt die längste Distanz zwischen Bühne und Zuschauerplatz maximal 30 Meter, sodass sich jeder Gast als Teil des Bühnengeschehens fühlt und von allen Plätzen gleich gut sieht und hört. Von der Decke abgehängte bewegliche, mit Metallgewebe bekleidete Reflektoren sowie mit dem gleichen Gewebe bespannte Rahmen gewährleisten, dass sich der Klang in der gesamten Halle entfalten kann. Zugleich verdecken die semitransparenten Membranen die Rohdecke und die darüber liegende Technik. Zur Gestaltung der Wände entschieden sich Kirkegaard Associates für eine wellenförmige Eichenvertäfelung. Um Vibrationen zu vermeiden, wurden die Hohlräume mit Lava-Sand gefüllt. Mit dieser Konstruktion knüpften die Akustiker an das Klangerlebnis früherer Konzerthallen an, die durch armdicke Steinwände den niederfrequenten Schall in den Saal zurückgaben. So bilden in dem Koningin Elisabethzaal die Wände mit der Bühnenrückwand eine akustische Umarmung, die gewährleistet, dass das Echo nicht absorbiert, sondern vollständig zur Bühne reflektiert wird.
Das gleiche Gewebe, das für die Deckenelemente zum Einsatz kam, bedeckt auch die beweglichen Reflektoren an der Bühnenrückwand: Goldfarben pulverbeschichtetes Alu 6010. Für Decke und Bühne bespannte GKD insgesamt 204 zum Teil wellenförmige Rahmen mit 1.600 Quadratmetern dieses Gewebetyps. Vier Meter lange und 2,50 Meter breite Bahnen wurden im Abstand von zehn Zentimetern mit dünnen Edelstahldrähten an den vom Auftraggeber gestellten Rahmen befestigt. Exakt nach Vorgabe arbeitete GKD zudem die Lampenausschnitte ein. Ein Novum für den Gewebespezialisten war, dass anschließend die Gesamtkonstruktion aus Rahmen und Gewebe im gewünschten Goldton beschichtet wurde. Das erforderte eine besondere Vorbehandlung, um eine homogene Farbigkeit der Komponenten aus unterschiedlichen Werkstoffen – Stahl und Aluminium – zu gewährleisten. Der Materialwahl vorangegangen waren umfangreiche Tests der GKD-Gewebe durch Kirkegaard Associates, um ein Höchstmaß an Raum- und Klangerlebnis zu erzielen. Schon früh war GKD deshalb in den Planungsprozess mit Architekten und Akustikern einbezogen. Ausschlaggebend für die Wahl von Metallgewebe war die akustische Neutralität. Zudem entsprachen die exklusive Optik, Flexibilität und Robustheit der GKD-Gewebe dem anspruchsvollen Gestaltungskonzept. Für die Brüstungen der Emporen fiel deshalb die Wahl ebenfalls auf Gewebe von GKD: »Omega 1520« mit goldfarben beschichtetem Schuss. Es passt sich der an den Ecken in zwei Richtungen gebogenen Form der Balustrade flexibel an und ist durch Spannen in Seilrichtung zugleich stoßunempfindlich. Bei der Bespannung der Brüstungselemente auf Vorder- und Rückseite mit 400 Quadratmetern dieses Gewebetyps galt es, der Biegung exakt zu folgen. GKD wählte dafür einen leicht konischen Bahnenzuschnitt, um den Radius durch Polygonzug zu realisieren.
Das ausgeklügelte Zusammenspiel der Gestaltung von Saalform, Decke, Wand und Brüstung begründet die überlegene Akustik des neuen Koningin Elisabethzaals: Mit 9,3 von 10 Punkten der Bewertungsskala gilt sie als nahezu perfekt. Im Rahmen eines Eröffnungskonzertes übergab die belgische Königin Mathilde persönlich den Saal der Öffentlichkeit, dessen Raum- und Klangerlebnis weltweit zur Spitzenklasse zählt.
GKD – GEBR. KUFFERATH AG, www.gkd.de
Bilder: GKD