In Wuppertal hat Ueberholz, Büro für temporäre Architektur, kontrastreich und intelligent gebaut: Was auf den ersten Blick wie ein massiver Beton-Kubus erscheint, sorgt beim Betreten für eine Überraschung – hell und offen ist das Innere, Glasflächen und scheinbar schwebende weiße Schreibtische zaubern Leichtigkeit in den Raum. Unsichtbar ist die clevere Gebäudetechnik, die via »KNX« System unter anderem Beleuchtung, Verschattung und Heizung verknüpft und so Komfort und Sicherheit erhöht und dazu beiträgt, Energie zu sparen.
Ueberholz ist ein Entwicklungs- und Planungsbüro für Messe-, Ausstellungs-, Shop-, Event- und Kommunikationsdesign. Mehr als 130 Designpreise nennt das Unternehmen sein eigen, entwickelt Design- sowie Architekturkonzepte und setzt diese auch in den eigenen Werkstätten um. Neue Räumlichkeiten für das eigene Team zu entwerfen und zu bauen war eine ganz besondere Aufgabe: Die Architektur sollte kubistisch werden, die Planer wollten klare Linien und eine klare Materialität. Außerdem sollten alle Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz am Fenster haben, daher wurde in den Baukörper ein verglastes Atrium eingebracht. Die beiden rückwärtigen Fassaden sind zudem komplett verglast und die gegliederten Fensterfronten stehen in harmonischem Kontrast zur rauen Betonoptik.
Schaut man von außen seitlich auf die verglaste Fassade, erscheint diese wie eine riesige Klammer. Das Gebäude sitzt zudem auf einem 20 Zentimeter hohen Sockel und diese Schattenfuge lässt den Kubus scheinbar schweben. Der massiven Außenkonstruktion wird so ihre Schwere genommen und auch die Dimensionen verlieren sich dadurch.
Durch eine gewaltige, 380 Kilogramm schwere, 3,80 Meter hohe und 1,60 Meter breite Eingangstür betritt man die offenen Büroflächen. Hatte der Besucher bislang nur die geschlossenen Betonwände der Nord- und Ostseite mit dem markanten Eingangsbereich gesehen, kommt er nun in einen riesigen lichtdurchfluteten Raum. In zwei Reihen sind die Schreibtische hintereinander angeordnet: Ihre schwebende Geometrie wurde im Hause Ueberholz entworfen und in der eigenen Schreinerei gebaut aus 12 Millimeter dickem, strahlend weißem Vollkunststoff. Auch die passenden Leuchten stammen von den Produktdesignern bei Ueberholz.
Dezent am Rand angeordnete Säulen stützen die Statik, lassen die Raumgeometrie aber als Ganzes wirken, die Höhe von 3,70 Metern unterstreicht den luftig offenen Eindruck. Der Bodenbelag greift die raue Materialität des Betons auf. Zwei Besprechungsräume sind mit raumhohen Glasschiebeelementen, alles Sonderanfertigungen, vom Büro getrennt. Akzente setzen moderne Kunstwerke - farbenfrohe Gemälde und ausdrucksstarke Skulpturen.
Auch energetisch ist das Gebäude vorbildlich: Eine Dreifachverglasung mit einem U-Wert Ug=0,7 W/m2K ist kombiniert mit einem 50 Zentimeter Maueraufbau mit zwei Betonschalen und einer 200 Millimeter Wärmeschutzisolierung. Auf dem Dach ist diese Isolierung sogar 250 Millimeter dick und auch die Bodenplatte ist hochgedämmt. So liegen die Heizkosten auf einem minimalen Niveau. Die Beleuchtung wurde durchweg mit LED umgesetzt, in den Toiletten sorgen Bewegungsmelder bedarfsgerecht für Licht. Im Sommer kommt das Gebäude zudem ohne Klimaanlage aus, auch weil bei direkter Sonneneinstrahlung automatisch die Jalousien herunterfahren.
Sowohl die Beschattung, die Heizung und die Beleuchtung sind über ein »KNX« System miteinander vernetzt und lassen sich so intelligent und energieeffizient, lokal, zentral und selbst aus der Ferne steuern. Alle Informationen der einzelnen Komponenten, der sogenannten Sensoren, laufen im »Gira HomeServer« zusammen. Er wertet die eingegangenen Nachrichten aus und erteilt aufeinander abgestimmte Befehle an die Aktoren. Das heißt beispielsweise, dass die Jalousien an heißen Sommertagen ab einem bestimmten Sonnenstand automatisch herunterfahren.
Die Programmierung der intelligenten Gebäudetechnik übernahm System-Integrator Markus Busche von Busche Elektrotechnik. In den Räumen wurden sehr viele Beleuchtungsszenarien definiert, da gerade im Messe- und Shopdesign Licht für die Inszenierung eine wesentliche Rolle spielt. Bedient wird über die zwei an der Wand installierten Touchdisplays, dem großen »Gira Control 19 Client« am Eingang und dem kleineren »Gira Control 9 Client« neben dem Besprechungsraum. Hier lassen sich auf einer individuellen Visualisierung im Grundriss die einzelnen Leuchten aktivieren.
Zudem ist eine Steuerung über das iPad oder iPhone auch aus der Ferne möglich. So kann Nico Ueberholz beispielsweise in der kalten Jahreszeit bereits Sonntagabend die Heizung wieder hochfahren oder über die installierten Kameras nach dem Rechten sehen. Auf intelligenten Schaltern, »Gira Tastsensoren«, sind Standard-Beleuchtungsszenen abgelegt. Das Schalterprogramm »E22« in Edelstahl passt bestens zur geradlinigen Architektur.
Praktisch ist auch die Einbindung der Gira Türkommunikation: Klingelt ein Besucher an der Türstation erscheint das Bild nicht nur auf den Touchdisplays an der Wand, sondern auch auf den Computerbildschirmen von zwei Mitarbeiterinnen, die dann direkt von ihrem Arbeitsplatz aus die Tür öffnen können.
Gira Giersiepen GmbH & Co. KG, www.gira.de
Fotos: Ulrich Beuttenmüller für Gira