Wenn es um Wärmedämm-Verbundsysteme geht, hört man aus Architektenkreisen häufig Klage über die mangelnden Gestaltungsmöglichkeiten dieser Fassadenkonstruktion. Besonders bei Sanierungen ginge, so der Tenor, der Charakter eines Gebäudes verloren. Das muss aber nicht sein, denn auch mit WDVS sind individuelle und kreative Fassaden möglich.
Tatsächlich sind Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) in der Regel recht einfach anzuschauen: Eine weitgehend glatte Putzoberfläche die eventuell noch über Farben etwas Kreativität mitbekommt. Dabei sind auch dreidimensionale Fassadenflächen – fugenlos verputzt oder mit Naturstein beziehungsweise Keramik belegt – ohne weiteres möglich. So wie beim spätmittelalterlichen Übergang von der Holzbauweise zur Massivbauweise neue Formen und Methoden der Gestaltung von Bauwerken entwickelt wurden, so wird wohl auch das Bauen mit Wärmedämmung Schritt für Schritt seine eigene Ästhetik entfalten. Die Münchener Architekten Faraneh Farnoudi und Andreas Hild untersuchten in einem Forschungsprojekt Gestaltungsmöglichkeiten mit Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS) – und damit die Chance, jedem Gebäude seine eigene Note zu verleihen.
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Fassadendämmsysteme – insbesondere Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) – gehören zu den bestimmenden Baumaterialien unserer Zeit. Nicht, weil sie in ihrem Aufbau und in ihrer Haptik besonders erlesene edle Materialien wären, sondern weil sie energetisch häufig notwendig und unsere Energiereserven leider endlich sind. Dass Wärmedämm-Verbundsysteme gelegentlich für vereinheitlichende Sanierungen von Bestandsgebäuden verantwortlich gemacht werden, hat viel damit zu tun, dass Planer und Handwerker die gestalterischen Möglichkeiten dieser Systeme nicht ausschöpfen. Schließlich gilt auch hier Karl Joseph Schattners Diktum: »Das Material ist in jedem Fall unschuldig.«