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Di, Apr

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Wohnungsbau mit System

Die neuen Mietwohnungen entstanden auf einem ehemaligen Bahngelände am Nürnberger Nordostbahnhof. Bildnachweis: palladium.de/KS-ORIGINAL GMBH

Hochbau

Insgesamt 106 neue Wohnungen in drei Blöcken, die sich architektonisch, funktional und selbst finanzierungstechnisch unterscheiden und sich dennoch harmonisch zu einem in sich geschlossenen städtebaulichen Ensemble fügen: Dieses Konzept wurde jetzt im Baugebiet »Nordostbahnhof« in Nürnberg realisiert. Zwei Bauabschnitte entstanden in rationeller Kalksandsteinbauweise mit Großformaten des Systems KS-QUADRO.

Entlang des nach außen weisenden Laubengangs von Bauteil B wechselt die mineralische Putzoberfläche zu einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade. Bildnachweis: palladium.de/KS-ORIGINAL GMBH

 

Mit 106 Mietwohnungen und einer Kindertagesstätte, gebaut in drei Bauabschnitten, ist aus der ehemaligen Bahnbrache des Nordostbahnhofs in Nürnberg ein neues, urbanes Areal entstanden. Die Bauteile gruppieren sich U-förmig um einen begrünten Innenhof mit Spielplätzen und wirken dadurch als geschlossenes städtebauliches Ensemble. Bei der Verteilung der Funktionen, den Finanzierungsformen und selbst bei den Architekturbüros hat die Bauherrin, die wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen, bewusst auf Vielfalt und Differenzierung gesetzt. So realisierte das Büro Aicher + Hartmann den quer stehenden Bauteil A mit 28 freifinanzierten Mietwohnungen und der Kindertagesstätte. Für die beiden parallelen Gebäude bekamen Loebermann + Bandlow den Zuschlag, die den zur Straße und zum Bahnhof weisenden Bauteil B als geschlossenen Riegel konzipierten, während das rückwärtige Bauteil C in der Formensprache an Stadtvillen erinnert. Tatsächlich stehen die drei (Hoch-)Baukörper auf einer durchgehenden Tiefgarage mit 93 Stellplätzen und bilden ein zusammenhängendes Gebäude.

Bildnachweis: palladium.de/KS-ORIGINAL GMBH

 

So unterschiedlich wie die Formensprache sind auch die Finanzierungsmodelle: Die 38 Wohnungen im Bauteil C sind freifinanziert, die 40 Wohnungen im Bauteil B öffentlich gefördert. Damit schafft die wbg den auch in Nürnberg dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum und sorgt zudem für eine ausgewogene soziale Mischung im Quartier.

Die drei Bauteile gruppieren sich U-förmig um einen begrünten Innenhof mit Spielplätzen und betonen damit trotz der verschiedenen architektonischen Formensprachen den Charakter des Projekts als geschlossenes Ensemble. Bildnachweis: wbg Nürnberg

 

Solch kombinierte Finanzierungsformen dürften in vielen Wohnungsbaugesellschaften überlegt und in vielen Fällen auch umgesetzt werden. Das Besondere dieses Bauvorhabens ist eher, dass die Bauteile B und C trotz ihrer ökonomischen Unterschiedlichkeit bautechnisch in derselben Bauweise errichtet sind. Möglich wurde dies durch die besonders wirtschaftliche Baukonstruktion mit Kalksandsteinmauerwerk. Außenwände, Wohnungstrennwände und tragende Innenwände entstanden mit dem rationellen Bausystem KS-QUADRO, das großformatige Kalksandsteine für den schnellen Baufortschritt mit einer intelligenten Versetztechnik und einer sehr flexiblen, steingenauen Planung der Grundrisse verbindet.

Systematisch variabel
Materialtechnisch sind KS-QUADRO Elemente klassische Kalksandsteine, die aus den reinen natürlichen Rohstoffen Kalk, Sand und Wasser sowie in einem umweltfreundlichen, energiearmen Produktionsprozess regional hergestellt werden. Die speziellen Vorteile als Bausystem ergeben sich aus der konsequenten Orientierung auf ein 12,5 cm-Längenraster und die Verwendung großer Steinformate. Das Regelformat ist 50 cm lang und erlaubt mit zwei Ergänzungsformaten (37,5 cm und 25 cm) eine einfache Planung auch mit kleingliedrigen Maßketten und abweichenden Wandlängen. Kimmsteine in variablen Höhen komplettieren das System und ermöglichen die Anpassung an beliebige Wandhöhen. Dadurch lässt sich das Mauerwerk exakt planen. Dank abgestimmter Verlegepläne und durch die spezielle Versetztechnik im »Ein-Mann-Mauern« erfolgt die Mauerwerkerstellung sehr wirtschaftlich und schnell. Dabei ist nur ein Maurer je Arbeitsplatz im Einsatz, der den Dünnbettmörtel mit dem Mörtelschlitten aufzieht und über eine spezielle Steuereinheit Versetzgerät und -zange bedient. Durch die körperliche Entlastung lassen sich Arbeitszeitrichtwerte von 0,25 h/m² erreichen.

Links Bauteil C mit der Tiefgarage, dessen (Hochbau-)Architektur an Stadtvillen erinnert. Das rechte Bauteil B schließt den Innenhof als geschlossener Gebäuderiegel zur Bahn und zur Straße ab. Bildnachweis: palladium.de/KS-ORIGINAL GMBH

 

Funktionsgetrennte Außenwand
Der funktionsgetrennte Aufbau der KS-Außenwände ermöglicht schlanke, flächensparende Wanddicken und gleichzeitig eine hohe Variabilität bei der Fassadengestaltung. Das zeigt das Nürnberger Projekt: Die tragende KS-Schale wird allein nach den statischen Anforderungen optimiert – für die Bauteile B und C genügten überwiegend 175 Millimeter Wanddicke. Den Wärmeschutz übernimmt die Außendämmung, hier in der Regel 140 Millimeter (bis maximal 180 mm) dick. Mit den Putzschichten außen und innen ergeben sich dadurch Gesamt-Wanddicken um 360 mm, was ziemlich genau der traditionellen »36er-Außenwand« entspricht. Auch mit dieser im Vergleich zu anderen Bauweisen geringen Wandstärke erfüllen die Gebäude in der Energieeffizienz den anspruchsvollen KfW 70-Standard.

Der schlanke Wandaufbau lässt den Architekten alle Freiheit bei der Fassadengestaltung. Die Hauptflächen erhielten ein Wärmedämm-Verbundsystem mit mineralischem Putz, weil dieser Aufbau nach den Erfahrungen der wbg langlebig ist und wenig Instandhaltungsbedarf verursacht. An den Laubengängen auf der zur Bahn gewandten Seite gibt es auch vorgehängte hinterlüftete Fassaden, problemlos verankert im KS-Mauerwerk.

Bei den tragenden Wänden, die Wohnungen untereinander oder zum Treppenhaus abgrenzen, war neben der Statik hoher Schallschutz gefordert. KS-QUADRO in 240 Millimeter Dicke stellt hier die Einhaltung der normativen Vorgaben sicher und schafft eine ruhige Wohnatmosphäre.

Die flächensparenden schlanken Außenwände entsprechen in der Dicke etwa dem herkömmlichen »36er-Mauerwerk«. Sie vermeiden dadurch den Schießscharteneffekt ungewöhnlich tiefer Fensteröffnungen, erfüllen durch die Funktionstrennung aber trotzdem moderne Standards der Energieeffizienz. Bildnachweis: palladium.de/KS-ORIGINAL GMBH

 

Urbanes Wohnen wirtschaftlich errichtet
Um die Elektroinstallationen zu vereinfachen, kam das Bausystem als KS-QUADRO E zum Einsatz, bei dem die Steine bereits ab Werk über senkrechte Installationskanäle verfügen. Zur weiteren energietechnischen Ausstattung gehören der Anschluss an die Fernwärme, die Ausstattung der Wohnungen teils mit Fußbodenheizungen und teils mit Radiatoren sowie – je nach Situation – zwei- oder dreifach verglasten Fenstern. Es entstanden also moderne Mietwohnungen, die den funktionalen Anforderungen unserer Zeit entsprechen und durch die wirtschaftliche Bauweise ein ausgewogenes Mietniveau aufweisen: in den freifinanzierten Wohnungen liegt die Grundmiete zwischen 10,43 und 11,93 Euro/m², in den öffentlich geförderten bei nur 8,10 bis 8,50 Euro/m². Durch die EOF-Förderung erhielt der Bauherr eine Grundförderung und der Mieter eine einkommensabhängige Zusatzförderung. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Sozialwohnungen des ersten Förderwegs werden Förderfähigkeit und -höhe hier alle zwei Jahre überprüft.

www.ks-quadro.de/de


Bautafel

Neubau von 106 Mietwohnungen am Nürnberger Nordostbahnhof

Bauherr: wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen

Architektur Bauteil A: Aicher + Hautmann Architekten, Nürnberg

Architektur Bauteile B und C: Loebermann + Bandlow Architekten Gesellschaft mbH, Nürnberg

Außenwände und tragende Innenwände (B+C): KS-QUADRO E 175 mm 20 – 2.0

Wohnungstrennwände und Außenwände Laubengang (B+C): KS-QUADRO E 240 mm 20 – 2.0


Der Anspruch einer ökologisch sensiblen Außenbeleuchtung setzte sich bei der Illuminierung des Magazinbaus mit seiner Fassade aus gefalteter Bronze fort. Zur strikten Vermeidung von Skyglow wurde in akribischer Abstimmung mit den Beteiligten und mittels nächtlicher Bemusterungen eine Streiflichtlösung mit Linealuce-Bodeneinbauleuchten erarbeitet. Foto: HG Esch

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