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Di, Mär

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Textilfassade an der Sporthalle Nîmes

Die neue Sporthalle von Nîmes zeichnet sich durch eine ausdrucksstarke Architektur aus, die anspruchsvolles Design, Umweltbewusstsein und Funktionalität miteinander verbindet. Foto: Serge Ferrari Group/Fotografin: Camille Gharbi

Fassade

Die neue Sporthalle von Nîmes zeichnet sich durch eine ausdrucksstarke Architektur aus, die anspruchsvolles Design, Umweltbewusstsein und Funktionalität miteinander verbindet. Entworfen von Ateliers A+, verkörpert dieses ehrgeizige Projekt einen nachhaltigen und bioklimatischen Ansatz im städtischen Raum und schafft ein bedeutendes Sport- und Begegnungszentrum für 18 Sportvereine mit einer Gesamtkapazität von 2.500 Personen. In Anlehnung an das reiche kulturelle Erbe und die historische Bedeutung von Nîmes als ehemaliges Zentrum der Textilindustrie in Frankreich wurde die Gebäudehülle in Form einer Textilfassade mit kunstvoll drapierten Bahnen um die kubischen Sporthallen realisiert.

Das neue Hallensportzentrum soll das sportliche Leben der Stadt beleben und zu einem wichtigen Bestandteil des Sportangebots der südfranzösischen Stadt werden, deren Sportarchitektur auf die Arenen der Römerzeit zurückgeht. Es bietet 18 Vereinen Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten und beherbergt ein vielseitiges Raumangebot:
- eine 1.100 m² große Mehrzweckhalle mit 210 Tribünenplätzen für Sportarten wie Handball, Basketball, Volleyball und Klettern
- eine Spezialhalle für Kunstturnen (1.400 m²) und rhythmische Sportgymnastik (700 m²) mit 482 Tribünenplätzen
- eine Fechthalle mit einer Fläche von 700 m².

Die dreidimensionale Fassadenskulptur aus geschwungenen Linien ist nicht nur ein ästhetisches Detail, sondern wirkt auch als Klammer zwischen den einzelnen Sporthallen und Gebäudeteilen des Ensembles. Foto: Serge Ferrari Group/Fotografin: Camille Gharbi
Die dreidimensionale Fassadenskulptur aus geschwungenen Linien ist nicht nur ein ästhetisches Detail, sondern wirkt auch als Klammer zwischen den einzelnen Sporthallen und Gebäudeteilen des Ensembles. Foto: Serge Ferrari Group/Fotografin: Camille Gharbi

Reflektion des kulturellen Erbes

Die Architektur überzeugt durch ihr organisches, fließendes Design, das sich an der reichen Textiltradition von Nîmes orientiert. Die dreidimensionale Fassadenskulptur aus geschwungenen Linien ist nicht nur ein ästhetisches Detail: Sie wirkt als Klammer zwischen den einzelnen Sporthallen und Baukörpern des Ensembles und lädt die Besucher durch den Übergang in eine Wellenform ganz selbstverständlich in das Gebäude ein. Dies stärkt die Zugänglichkeit und die Verbindung zum öffentlichen Raum. Die Materialität unterstützt den Eindruck von Leichtigkeit, bietet aber gleichzeitig einen zuverlässigen Witterungsschutz für das Gebäude.

Die Stadt Nîmes blickt auf eine reiche Textilgeschichte zurück. Bereits im 16. Jahrhundert wurde hier der erste Köperstoff erfunden, der den Grundstein für die heutige Jeans legte. Davon zeugt auch der Name „Denim“, in dem sich die Hälfte des Wortes Nîmes wiederfindet. Die Fassadengestaltung orientiert sich an diesem Erbe durch eine Drapierung, die die Baukörper miteinander verbindet. Während sie sich zu Beginn eng an den Baukörper schmiegt, weitet sie sich wellenförmig über den Eingangsbereich, verjüngt sich kurz darauf wieder, um schließlich in geschwungenen Linien über die Terrasse zu fliegen.

Die Textilfassade verweist auf das reiche Erbe der Stadt als eines der Textilzentren Frankreichs und auf die Erfindung des Denims. Foto: Serge Ferrari Group / Fotografin: Camille Gharbi
Die Textilfassade verweist auf das reiche Erbe der Stadt als eines der Textilzentren Frankreichs und auf die Erfindung des Denims. Foto: Serge Ferrari Group / Fotografin: Camille Gharbi

Das richtige Material für den Entwurf

War zunächst an eine Umsetzung mittels perforierter Aluminiumelemente gedacht, stieß man nach eingehender Recherche auf das textile Fassadengewebe Tenseo Frontside 381 der Serge Ferrari Group. Dieses ermöglichte es, einerseits den Faltenwurf des Fassadenentwurfs möglichst naturgetreu nachzubilden und andererseits eine "gewebte" Optik und damit eine textile Anmutung zu erzielen. Bei dieser Fassadenmembran handelt es sich um ein netzartiges, flexibles und damit frei formbares Material, mit dem selbst komplexe dreidimensionale Krümmungen realisiert werden können. Dies eröffnet dem Architekten und Fassadenplaner ein nahezu unbegrenztes Feld an gestalterischen und kreativen Möglichkeiten.

Tenseo Frontside 381 wird nach dem patentierten Précontraint-Verfahren hergestellt. Dabei wird die Membrane während des Beschichtungsvorgangs allseitig vorgespannt, was ihr eine hervorragende Dimensionsstabilität verleiht. Dies ist besonders bei den nahezu frei geformten Spannkonstruktionen wichtig, damit es trotz der teilweise asymmetrisch wirkenden Kräfte nicht zu Verformungen und Ausbeulungen des Materials kommt. Foto: Serge Ferrari Group/Fotografin: Camille Gharbi
Tenseo Frontside 381 wird nach dem patentierten Précontraint-Verfahren hergestellt. Dabei wird die Membrane während des Beschichtungsvorgangs allseitig vorgespannt, was ihr eine hervorragende Dimensionsstabilität verleiht. Dies ist besonders bei den nahezu frei geformten Spannkonstruktionen wichtig, damit es trotz der teilweise asymmetrisch wirkenden Kräfte nicht zu Verformungen und Ausbeulungen des Materials kommt. Foto: Serge Ferrari Group/Fotografin: Camille Gharbi

Précontraint als Schlüssel für Langlebigkeit und Stabilität

Ein wichtiger Aspekt für die Realisierung der Freiform-Bänder war das besondere Herstellungsverfahren des textilen Fassadengewebes von Serge Ferrari, das so genannte Précontraint. Dabei wird die Membran während des Beschichtungsvorgangs von allen Seiten vorgespannt, was ihr eine hervorragende Formstabilität verleiht. Im Zusammenspiel mit der nahezu frei formbaren Spannkonstruktion kommt es trotz der teilweise asymmetrisch wirkenden Kräfte zu keiner Verformung oder Ausbeulung des Materials. Dadurch bleibt die Spannung langfristig erhalten und ein attraktives Erscheinungsbild über viele Jahre gewährleistet. Darüber hinaus überzeugt das Material durch zahlreiche Referenzen und eine hohe Lebensdauer inklusive 10 Jahren Garantie.

Laurent Tournié, Specification Manager bei der Serge Ferrari Group, erklärte, dass ihre patentierte Précontraint-Technologie die Herstellung einer Fassadenmembran ermögliche, die sowohl leicht als auch extrem widerstandsfähig sei – unverzichtbare Vorteile für dieses Projekt.

Durch den Einsatz des textilen Fassadengewebes Tenseo Frontside 381 war es möglich, den Faltenwurf des Fassadenentwurfs möglichst naturgetreu nachzubilden und eine "gewebte" Optik zu erzielen. Foto: Serge Ferrari Group/Fotografin: Camille Gharbi
Durch die Bedruckbarkeit des textilen Fassadengewebes erhielt die Fassade ein weiteres Gestaltungselement, das vom Künstler Alain Clément entworfen wurde. Foto: Serge Ferrari Group/Fotografin: Camille Gharbi

Vom Faltenwurf zum Kunstwerk

Eine weitere Gestaltungsoption von Tenseo Frontside 381 ist die Bedruckbarkeit, was die Architekten auf die Idee brachte, dem Sportpark durch ein auf die Drapierung abgestimmtes Kunstwerk eine starke Identität́ zu verleihen. Zu diesem Zweck wurde ein durchgängiges grafisches Design entwickelt, das sich über alle Fassaden erstreckt und dem Projekt Kohärenz und Stärke verleiht. Ziel war es, Nîmes eine starke visuelle Signatur zu verleihen, die für alle erkennbar ist. Das Projekt wurde von dem regionalen Künstler Alain Clément umgesetzt, über den A+ Architectes erklärte, dass er ihr Anliegen perfekt verstanden habe und wisse, wie er Werke schaffen könne, deren Linien die Volumen optimal zur Geltung bringen.

Bei Einbruch der Dunkelheit verwandelt sich die Halle in ein Leuchtschiff, das durch die Nacht gleitet und zu einem leuchtenden Wahrzeichen wird. Foto: Serge Ferrari Group/Fotografin: Camille Gharbi
Bei Einbruch der Dunkelheit verwandelt sich die Halle in ein Leuchtschiff, das durch die Nacht gleitet und zu einem leuchtenden Wahrzeichen wird. Foto: Serge Ferrari Group/Fotografin: Camille Gharbi

Symbol mit Leuchtkraft

Doch damit nicht genug. Als zusätzlicher gestalterischer Vorteil wurde das materialimmanente Spiel mit dem Licht erkannt. Je nach Tageszeit und Lichteinfall erscheinen die textilen Fassadenbänder mal als homogene Fläche, mal als luftig leichte, transparente Hülle. Ein Effekt, der auch für die Lichtinszenierung genutzt wird: Nach Einbruch der Dunkelheit verwandelt sich die Halle in ein Lichtschiff, das durch die Nacht gleitet und zum leuchtenden Wahrzeichen wird. Das unterstreicht die Leichtigkeit der Gebäudehülle und ihren skulpturalen Charakter, der auf dem Lichterkranz der illuminierten Glasfassade im Untergeschoss schwebt.

Unterstützung des Nachhaltigkeitsaspekts

Bei der Entwicklung der Sporthalle legten die Planer von Architectes A+ großen Wert auf eine hohe Energieeffizienz und eine sensible Auswahl der verwendeten Baumaterialien. Die Gebäudehülle aus einer textilen Membran unterstützt diesen Denkansatz entscheidend: Der Bau einer Membranfassade bedeutet per se, dass für das Bekleidungsmaterial die geringste Masse gewählt wird, um eine Kubatur zu erzeugen. Im Vergleich zu anderen Materialien, wie z.B. den ursprünglich vorgesehenen Aluminiumelementen, hinterlässt dieser Fassadentyp somit den geringsten C02-Fußabdruck (EPD - Ecologic Product Declaration - auf Anfrage bei Serge Ferrari erhältlich). Analog zum geringen Gewicht ermöglicht die textile Fassadenmembran auch eine schlanke Unterkonstruktion und Tragkonstruktion.

Die Architektur der Sporthalle von Nîmes ist nicht nur poetisch und sensibel in Bezug auf das kulturelle Erbe und den umgebenden öffentlichen Raum gestaltet, sondern basiert auch auf der Berücksichtigung technischer Lösungen, die den funktionalen und ökologischen Anforderungen unserer Zeit entsprechen.

Die Lichtinszenierung unterstreicht bei Einbruch der Dunkelheit den luftigen Eindruck der Gebäudehülle und ihren skulpturalen Charakter, der auf dem Lichterkranz der illuminierten Glasfassade im Untergeschoss schwebt. Foto: Serge Ferrari Group/Fotografin: Camille Gharbi
Die Lichtinszenierung unterstreicht bei Einbruch der Dunkelheit den luftigen Eindruck der Gebäudehülle und ihren skulpturalen Charakter, der auf dem Lichterkranz der illuminierten Glasfassade im Untergeschoss schwebt. Foto: Serge Ferrari Group/Fotografin: Camille Gharbi


Die Zusammenarbeit zwischen dem künstlerischen Ansatz von Atelier A+ und dem technischen Know-how der Serge Ferrari Group im Bereich der Gebäudehüllen ist ein schönes Beispiel dafür, wie Ästhetik und Materialien ein nachhaltiges, funktionelles und ästhetisch anspruchsvolles Gebäude schaffen können.

Projektdaten
Bau eines Sportkomplexes für 11 Sportarten in 5 Hallen (Fechten, Kampfsport, Breitensport, Kunstturnen, rhythmische Sportgymnastik, Klettern) mit einem Empfangs-/Ausstellungsraum, großer Eingangshalle sowie Gemeinschafts- und Funktionsräumen (Medizinische Versorgung, Trainer, Wäscherei, Konferenzraum) und einer Ehrentribüne

Umfassender Umweltansatz: bioklimatische Planung, Energieeinsparung, erneuerbare und nachhaltige Energien, Wassereinsparung, sorgfältige Auswahl der Baumaterialien, Akustikmanagement, Baustellenmanagement, Instandhaltung, Energieeffizienz im Betrieb.
+ Energiebilanzierung nach französischer Norm Bepos: E3C1
+ Wände in Holzrahmenbauweise sowie Dachkonstruktion aus Holz
+ Photovoltaikpaneele

Bauherr: Stadt Nîmes
Architekten: Ateliers A+, Nîmes
Fläche Sportkomplex: 8.700 m2 / Außenflächen: 2.226 m²
Textilfassadengewebe: 2.500 m2 Tenseo Frontside 381 von Serge Ferrari Group, www.sergeferrarigroup.com
Entwurf und Installation Textilfassade: ACS Production


Für Anna Heringer ist Architektur ein Werkzeug, um Lebensbedingungen zu verbessern. Bild: Gerald V. Foris

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