Warme-Kante-Abstandhalter erfüllen heute weit mehr Aufgaben als nur die Steigerung der Energieeffizienz und des Raumkomforts. Mehr und mehr sind herausragende Ästhetik und Verarbeitungsqualität sowie produktionstechnische Vorteile gefragt.
Mit Varianten, deren Anwendungsbereich von der automatisierten Großserienproduktion über Structural Glazing und organische Formen bis hin zum Denkmalschutz reicht, erhebt Edgetech/Quanex nach eigenen Angaben den Anspruch, mit dem flexiblen Super Spacer Abstandhalter „der eine Spacer für alle Fälle – auch die besonderen“ zu sein. Ein Beispiel dafür sei der Pariser Pathé Palace, ein Prachtbau der Belle Époque, der vom Renzo Piano Building Workshop restauriert und modernisiert wurde.
Die gelungene Transformation eines ikonischen Filmpalasts
Seit mehr als 150 Jahren gilt das Gebäude an der Ecke Boulevard des Capucines und Rue de la Chaussée-d’Antin als kulturelles Wahrzeichen. 1869 als Vaudeville-Theater eröffnet und 1927 von Paramount zum Kino umgebaut, wurde es im Auftrag der Pathé-Gruppe unter Leitung von Renzo Piano zu einem luxuriösen Filmpalast umgestaltet. Im neuen Pathé Palace finden Cineasten sieben Säle mit modernster LED-Technik sowie beheizten, verstellbaren Ledersitzen. Dabei werde sowohl das goldene Zeitalter der Pariser Belle Époque als auch das des großen Kinos in Szene gesetzt. Statt Streaming auf dem heimischen Sofa erwarte die Gäste ein exklusiver Concierge-Service. Hinter der Rotundenfassade mit drei gebogenen Fenstern zwischen neoklassischen Säulen entfaltet sich eine von Jacques Grange im Art-Déco-Stil entworfene Bar – mit Blick auf das pulsierende Theaterviertel im 9. Arrondissement von Paris.
Licht und Transparenz als gestalterisches Leitmotiv
Renzo Piano betonte in einem früheren Zitat, dass „Licht und Transparenz sehr enge Freunde“ seien – ein gestalterisches Leitmotiv, das auch im Pathé Palace zum Tragen komme. Das Gebäude sei vollständig entkernt und im Erdgeschoss großzügig verglast worden. Diese Transparenz solle die Stadt einladen, das lichtdurchflutete Atrium – die sogenannte „Piazza“ – zu betreten. Nur die charakteristische Kuppel, die Rotunde und die Natursteinfassade der Belle Époque seien rekonstruiert worden. Laut behördlichen Vorgaben mussten auch Elemente wie gerillter Marmor, Stuckarbeiten und gusseiserne Treppengeländer in die Neugestaltung einbezogen werden.
Eine umgekehrte gläserne Pyramide dominiert die 300 Quadratmeter große „Piazza“ hinter dem Eingangsbereich. Am Fuß lediglich 45 Quadratmeter groß, erweitert sich die Glas-Stahlkonstruktion über 29 Meter auf eine lichte Öffnung von 154 Quadratmetern und leitet Tageslicht fünf Geschosse tief ins Gebäude. Die 1200 Quadratmeter große, 150 Tonnen schwere Innenfassade ist hängend montiert. Um das filigrane Pfosten-Riegel-System stabil zu halten, habe der Fassadenbauer Josef Gartner eine hellgrau lackierte Stahlstruktur konstruiert.
Super Spacer: flexibel bei komplexen Geometrien
Für die Ausbildung der Ecken entwickelten Gartner und die Berliner Biegespezialisten von Döring Glass eine technisch anspruchsvolle Isolierglaskonstruktion. Die 28 doppelt zylindrisch gebogenen Gläser in Rechteckform wiesen Maße von bis zu 5546 × 1638 Millimetern auf. 44- und 46-Grad-Biegungen bildeten jeweils eine 90-Grad-Ecke, unterbrochen von planen Abschnitten. Die Biegeradien lagen zwischen 100 und 150 Millimetern. Für die Innen- und Außenscheiben wurde 12 Millimeter starkes Verbundsicherheitsglas aus extra klarem Diamant Floatglas und PVB-Folie verwendet. Im Scheibenzwischenraum kam ein 10 Millimeter breiter Super Spacer TriSeal Premium Plus Abstandhalter in „light grey“ zum Einsatz. Das Architektenteam habe für die gesamte Glaspyramide einen grauen Abstandhalter gefordert, da dieser visuell mit dem Glas verschmelze und so die gewünschte Atmosphäre aus Licht, Luftigkeit und Transparenz unterstreiche.
Martin Lenz, Vertriebsleiter von Döring Glass, erklärte, dass sich der Super Spacer TriSeal Premium besonders für schwierige Geometrien eigne, da er sich flexibel jeder Kontur anpassen lasse. Zudem habe Edgetech eine individuelle Farbauswahl ermöglicht, sodass alle technischen Vorgaben problemlos erfüllt werden konnten.
Auch Joachim Stoß, Vice President International Sales bei Edgetech Europe, verwies auf die langjährige Zusammenarbeit mit Döring Glass. Er betonte, dass der Super Spacer selbst den höchsten Ansprüchen von Architekt:innen an die Ästhetik des Randverbunds gerecht werde. Gebogenes Glas finde zunehmend Anwendung, da es die Realisierung organischer, fließender Formen ermögliche. Die hohe Kunst der Glasbiegerei sei aus der parametrischen Architektur nicht mehr wegzudenken.
Die flexiblen Abstandhalter von Super Spacer seien nicht nur für gebogene Verglasungen ideal. Ihre Elastizität reduziere Spannungen im Randverbund und verteile Kräfte gleichmäßig, wodurch das Risiko von Glasbruch sinke. Auch bei planen Anwendungen überzeugten sie durch präzise Applikation, hohe Maßhaltigkeit sowie geringe Aufnahme von Klimalasten. Besonders bei großformatigen Elementen gewährleisteten sie saubere Kanten und eine hohe Parallelität der Scheiben – sowohl im automatisierten als auch im manuellen Produktionsprozess.
Christoph Rubel, Technikexperte bei Edgetech, erläuterte ergänzend, dass der Super Spacer auch bei der Eckausbildung im Randverbund Vorteile biete. Die Applikation von der Rolle ermögliche präzise 45-Grad-Übergänge. Aufgrund seiner Elastizität passe sich der Silikon-Strukturschaum gut an die Glasgeometrie an und sorge für eine gleichmäßige Oberfläche – ohne Blasenbildung.
Blick durch doppelt gebogene XL-Gläser
Auch für die Rotundenfassade des Pathé Palace habe Döring Glass zwei besondere Herausforderungen kombiniert und mit dem Super Spacer realisiert: großformatige gebogene Doppelverglasungen – darunter ein Element mit 963 × 4811 Millimetern in drei verschiedenen Glasaufbauten. Martin Lenz erläuterte, dass bei den 24 gebogenen Isolierverglasungen ausschließlich Weißglas verwendet worden sei – teilweise mit ECLAZ- und ECLAZ ONE-Beschichtungen, um Transparenz und Lichttransmission zu maximieren und gleichzeitig hohen Wärmeschutz zu erzielen.
Vor der Installation hätten die Glaselemente mehr als sechs Monate lang verschiedene Langzeitversuche durchlaufen – darunter Tests zum Alterungsverhalten, Taupunkt und zur Gaskonzentration – um die Leistungsfähigkeit des Spacers zu belegen.
Joachim Stoß von Edgetech betonte abschließend, dass in einer sich ständig wandelnden Welt Anpassungsfähigkeit der Schlüssel zum Erfolg sei. Super Spacer biete Kunden die nötigen Werkzeuge, um sowohl auf aktuelle Marktanforderungen zu reagieren als auch künftige Trends proaktiv mitzugestalten.