Mit seinem Büroneubau »Laces« setzt der Sportartikelhersteller adidas auf gute Architektur, um kreative Köpfe aus aller Welt nach Herzogenaurach zu locken. Der ringartig angelegte Baukörper nimmt gestalterisch mehrfach Bezug auf die Marke mit den drei Streifen und lehnt sich in seiner Qualität eng an das anspruchsvolle Leitbild des Unternehmers Adi Dassler an.
Das neue Forschungs- und Entwicklungsgebäude auf dem adidas-Campus »World of Sports« folgt in seiner architektonischen Qualität dem Leitspruch des Firmengründers Adi Dassler: »Jeder Athlet sollte den für ihn und seine Disziplin optimal angepassten Schuh erhalten.« Demgemäß en twickelte kadawittfeldarchitektur einen Baukörper, der den Bedürfnissen der Mitarbeiter auf den Leib geschneidert ist und dessen Architektur und Raumatmosphäre das markenimmanente Qualitätsbewusstsein des weltbekannten Sportartikelherstellers widerspiegeln.
Dabei ist es den Architekten auf gelungen, ihren Entwurf mit einer gestaltprägenden Hommage an die Basis des Erfolges von adidas zu krönen, die zugleich namensgebend für die ringartige Gebäudestruktur ist: Filigrane Verbindungsstege, sogenannte Laces (englisch für »Schnürsenkel«), scheinen den Baukörper regelrecht zusammenzuschnüren, genau so als würde man einen Schuh binden. Diese »Laces« erinnern an die 1924 von den Gebrüdern Dassler in Herzogenaurach gegründete Schuhfabrik, der Geburtsstätte des ersten reinen Fußballschuhs, der Stollen und vieler weiterer Erfindungen, die wegweisend für die Schuh- und Bekleidungsindustrie der Sportbranche waren.
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
Einen weiteren Hinweis auf das unverwechselbare Erscheinungsbild der Marke adidas geben die weiß emaillierten Brüstungsbänder an den glatten und scharfkantigen Fassaden, die an die fast schon legendären Streifen erinnern, die sich sowohl im Firmenemblem als auch auf den Schuhen und Trikots finden. Diese identitätsstiftenden Metaphern tragen mit dem ringartig angelegten Grundriss, der sich um das helle Atrium schlängelt und über die kreuzenden »Laces« strategisch geschickt verbunden ist, entscheidend dazu bei, den vornehmlich jungen Mitarbeitern aus der ganzen Welt einen unverwechselbaren Ort zu präsentieren, der den kreativen Arbeitsprozess jedes Einzelnen beflügelt, weil er Bewegung und Dynamik vermittelt.
Wenngleich die Bürozonen räumlich und flächenmäßig den größten Bereich einnehmen, entspricht das Laces keineswegs dem Bild eines typischen Bürogebäudes. Die weiße und hellgraue Farbgebung der sogenannten Office Module schafft eine atelierartige Atmosphöre für die kreative Arbeit an Textilien, Schuhen, Bällen und Accessoires wie Taschen oder Mützen. Niemand muss in abschotteten Think Tanks einsam an Ideen brüten, vielmehr kann jeder seinen nachdenklichen Blick entweder über die fränkische Landschaft schweifen lassen oder sein Auge auf das Treiben im hellen Atrium richten, um seinen Synapsen zu neuen Impulsen zu verhelfen. Wem nach Ablenkung oder fachlichem Austausch ist, der findet überall dort, wo die Verbindungsstege aus dem Atrium in den Gebäuderiegel münden, informelle Kommunikationsbereiche mit Teeküchen und Pausenbalkonen. Die durch Glaswände abgetrennten Lounges tragen die Namen bekannter adidas-Produkte wie Bounce, Freestyle, Teamgeist oder World Cup.
Ein weiterer Bereich ist das Innovation Valley, das sich innerhalb des Atriums rund um einen tiefer liegenden, begrünten Innenhof konzentriert. Hier im Untergeschoss sind die Produktions- und Entwicklungsabteilungen angesiedelt, wo an neuen Produkten geforscht und getüftelt wird. Wer Glück hat, trifft im »Athlete Services«-Bereich auf Vertragsathleten, Mannschaften und VIPs, die hier für ihre individuell angefertigten Produkte Maß nehmen lassen oder sie entgegennehmen und testen.
![]() |
![]() |
Maßgefertigt ist aber auch das Möblierungskonzept in den flexibel angelegten Office Modulen, die sehr einfach an Än-derungen in der Belegung und Organsisation angepasst werden können. Anders als heutige Standardmöbel erfüllt das eigens entwickelte Konzept »Workout« neben der üblichen adHoc-Kommunikation vor allem das Arbeiten an und mit dem Produkt. So wurde zum Beispiel ein spezielles Schrank- und Regalsystem entwickelt, das nicht nur für das Einstellen von 08/15-Ordnern gedacht ist, sondern auch Platz für Schuhe, Textilien und Accessoires bietet oder als Raumteiler fungieren kann.
So speziell und detailgenau man darauf bedacht war, die Erschließung, Funktion und Atmosphäre den jeweiligen Bedürfnissen und Nutzungen anzupassen, so harmonisch und logisch zeigt sich in der Gesamtheit das Erscheinungsbild des Gebäudes. Maßgeblich ist diese Harmonie auf das frühzeitige Ineinandergreifen aller beteiligten Fachplanungen zurückzuführen, welches problematische Schnittstellen gar nicht erst entstehen ließ, weil man sie progressiv anging und frühzeitig nach passenden und optimalen Lösungen suchte.
![]() |
![]() |
Dieses Vorgehen zahlte sich auch in Bereichen aus, die vordergründig wenig mit Gestaltung in Zusammenhang stehen, sich jedoch optisch durchaus ins Spiel bringen können. Typische Beispiele sind die Tragkonstruktion, Gebäudetechnik und Brandschutzanforderungen. Für Letzteres konnte Hörmann seine Kompetenz und Qualität speziell bei den Türen unter Beweis stellen: Mehr als 300 Feuer- und Rauchschutztüren des Typs »STS«, »H3« und »H16« in T30 und T90 gewährleisten im Laces einen sicheren Schutz vor Brandüberschlag in Durchgängen. Zudem erfüllen stumpf einschlagende Türen, Edelstahlbänder und Ausführungen mit Schattenfugen überall dort die optischen Ansprüche, wo Publikumsverkehr dies bedingt. Für größere Öffnungen lieferte Hörmann Feuer- und Rauchschutz-Schiebetore in T30/T90.
Hörmann KG Verkaufsgesellschaft, www.hoermann.de
Bauvolumen: BGF 62.000 m², BRI 356.000 m³, Büroflächen 29.000 m²
Realisierung: 2008 - 2011
Bauherr : adidas AG, Herzogenaurach
Architekten: kadawittfeldarchitektur GmbH, www.kadawittfeldarchitektur.de
Projektpartner:
Dipl.-Ing. Arch. Dirk Zweering
Stellvertretende Projektleitung
Dipl.-Ing. Arch. Christoph Helmus
Projektmanagement: DU Diedrichs, München
Bauleitung: CL-MAP GmbH, München
Freiraumplaner: Adler+Olesch, Nürnberg
Statik: Weischede, Herrmann + Partner, Stuttgart
Fassadenplanung: PBI, Wertingen
Bauphysik: Ingenieurgesellschaft für Bauphysik TOHR, Bergisch-Gladbach
Brandschutz: hhpBerlin, München
Planung und Bauleitung technische Gebäudeausrüstung:
Planungsgruppe M+M, Böblingen
in Kooperation mit Jürgensen + Baumgartner, Pliezhausen (Bauleitung)
in Kooperation mit Bartenbach Lichtlabor, Aldrans / Inns-bruck
Organisationsberatung: M.O.O.CON, Frankfurt/Main
Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordination: Genesis Umwelt Consult, Schwabach
Kommunikationsdesign: büro uebele, Stuttgart
Design Büromöbel: Kinzo, Berlin
Möblierungsplanung Sonderbereiche: kadawittfeldarchitektur, Aachen