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Hommage an »One Shot-Shulman«

Design Kunst
Eric Brickers Dokumentarfilm über Julius Shulman

Julius Shulman
Foto: Gerard Smulevich

Seine Aufnahmen sind nicht mehr wegzudenken aus der Architekturfotografie. Wie kein zweiter hat Julius Shulman mit seinen Fotografien das Bild der amerikanischen und insbesondere der kalifornischen Moderne geprägt und bei einem breiten Publikum populär gemacht. Seine Porträts von Meilensteinen der jüngeren Architekturgeschichte wie dem Kaufman House oder den Case Study Houses, von Gebäuden von Richard Neutra, Frank Lloyd Wright, Pierre Koenig oder Charles Eames haben dazu beigetragen, dass diese zu Ikonen geworden sind. Auch Julius Shulman selbst, der im Juli 2009 im Alter von 98 Jahren verstarb, ist ebenso legendär wie seine Motive.

Der Dokumentarfilm »Visual Acoustics. The modernism of Julius Shulman« widmet sich Shulmans Leben und Werk in Spielfilmlänge und gewährt nicht nur einen besonderen Zugang zur Kunst des Fotografen, sondern zeigt vor allem den Fotografen selbst, einen smarten, charismatischen Gentleman, der aktiv zu den Dreharbeiten beigetragen hat. Filmemacher Eric Bricker ist mit seinem Erstling ein eindrucksvolles filmisches Porträt einer ungewöhnlichen Persönlichkeit gelungen. Es ist bezeichnend, wie man Shulman zu Beginn des Films in seinem Garten sitzen sieht und ihn sagen hört: »What more could a man need?«

Übrigens dürfte auch die englische Erzählerstimme bekannt sein: Sie gehört Dustin Hoffman, auch er ein großer Name, der eher zufällig zu dem Projekt stieß.


Visual Acoustics: Ein Film über Julius Shulman – starring: Julius Shulman

»Visual Acoustics« lässt den Zuschauer beobachten, wie Shulmans umfangreiche Sammlung von Fotografien, sein privates Archiv von über 260.000 Schwarzweiß- und Farbnegativen, Drucken und Dias, ins Getty Archive gebracht wird, wo sie der Öffentlichkeit zugänglich sind, und lässt eine ganze Reihe von Design Stars zu Wort kommen, Frank Gehry etwa oder Tom Ford, Ed Ruscha und den Verleger Benedikt Taschen, der mehrere Bücher mit und über Shulman gemacht hat. Die filmische Ästhetik lehnt sich an Shulmans Fotografien an, die in animierten Sequenzen eingebaut wurden.


Aber vor allem ist Shulman selbst zu sehen – etwa, wie er auch mit über 90 Jahren energisch bei der Arbeit ist. Nach Filmemacher Bricker war es eine seiner interessantesten Erfahrungen zu sehen, wieviel Arbeit hinter einer Aufnahme steckt, die am Ende perfekt erscheint. So zeigt er den Fotografen, wie er Möbel und andere Gegenstände anordnet und mit einem untrüglichen Gespür für Location und Licht die ideale Einstellung vornimmt. Das Wichtigste ist ihm die Beziehung der Architektur zur Umgebung. So sagt Shulman im Film denn auch den denkwürdigen Satz: »The camera is the least important part of photography.« Diese Arbeitsweise hat Shulman so perfektioniert, dass er genau einschätzen kann, zu welcher Tageszeit und in welcher Perspektive er ein Gebäude am besten einfängt. Benedikt Taschen nennt ihn daher auch »One-Shot-Shulman« – mehr braucht es kaum, um die richtige Aufnahme im Kasten zu haben.

Julius Shulman Visual Acoustics
Making of...
Der Film wurde von Anfang 2002 bis Ende 2003 recherchiert, von Februar 2004 bis Mai 2006 gedreht und teilsweise parallel von Oktober 2005 bis 2007 editiert. Dabei hatte Bricker hochkarätige Unterstützung, so hat etwa der Kameramann Dante Spinotti, der u. a. an »L.A. Confidential« oder dem neuesten Teil der »Chroniken von Narnia« mitgearbeitet hat, zwei Sequenzen gedreht. Ein weiterer Eye- oder besser »Ear-catcher« ist der Name Dustin Hoffman, der, wie bereits erwähnt, die Erzählerstimme ist. Hoffman, der nicht viel mit der Architekturszene von L.A. zu tun hatte, konnte durch Zufall für das Projekt gewonnen werden, nachdem er für einen Fotoauftrag mit Julius Shulman in Kontakt gekommen war und sich dadurch eine Arbeitsbeziehung entwickelt hatte.

Ganz gleich wo »Visual Acoustics« gezeigt wird, erhält es durchweg positives Feedback. Seit der Film 2008 zum ersten Mal beim Los Angeles Film Festival vorgeführt wurde, hat er mehrerer Auszeichnungen gewonnen, so etwa den Mercedes Benz Audience Award for Best Documentary beim Palm Springs International Film Festival, den Audience Award for Best Documentary beim Austin Film Festival, den Grand Jury Prize for Best Documentary beim Lone Star International Film Festival und den Outstanding Achievement in Documentary Filmmaking beim Newport Beach Film Festival.

Die Vorgeschichte des Films
Tatsächlich ist der Film das erste Projekt dieser Größenordnung von Filmemacher Eric Bricker, der ein persönlicher Freund von Shulman war. Die Geschichte ihres Kennenlernens, die schließlich auch zum Dreh von »Visual Acoustics« geführt hat, liest sich selbst wie ein Film-Drehbuch.

Bricker, ausgebildeter Schauspieler in L.A., stellte rasch fest, dass er lieber hinter als vor der Kamera agierte. Den Wunsch, selbst Filme zu machen, immer im Hinterkopf, kehrte er zunächst in den familieneigenen Art Consultation-Betrieb zurück, auch um sich die nötigen Mittel für eigene Filmproduktionen zu erarbeiten. Als er für ein Projekt nach Schwarzweiß-Fotos vom San Francisco der 1930er Jahre sucht, kommt er durch Zufall mit Julius Shulman in Kontakt, von dem er bis dahin noch nichts gehört hatte. Seit ihrer ersten Begegnung im Frühling 1999 entwickelte sich zwischen Bricker und Shulman eine enge Freundschaft, der Fotograf wurde zum großväterlichen Mentor und Freund des Filmemachers.
Die Idee, einen Film über Julius Shulman zu machen, entstand 2001, denn Bricker ist nicht nur von Shulmans Fotografien begeistert, sondern vor allem auch von Shulman selbst und seinem außergewöhnlichen Leben, seiner Art, die Welt zu nehmen, und seiner gelassenen Sicht der Dinge. Daran kann die Welt dank »Visual Acoustics« jetzt teilhaben.

Visual Acoustics in Architecture?
Der poetische Titel des Films geht auf Julius Shulman selbst zurück, der den Ausdruck in den 1970er Jahren prägte, als er das Bradbury Building, einer der ältesten Bauten in Los Angeles, fotografierte. Shulman mochte das Gebäude sehr, denn es habe, so sagte er, »visual acoustics«. Aber auch im Film selbst äußert er die Formulierung erneut, als er Gehrys Disney Concert Hall fotografierte: »I can make a moving picture out of a still picture, I use what's called visual acoustics.«

Was, wann, wo ...
In den USA wurde und wird »Visual Acoustics The modernism of Julius Shulman« in vielen Städten gezeigt. Seit einigen Monaten ist der Film auch zunehmend in Europa zu sehen, zuletzt etwa Ende 2009 bei den Piran Days of Architecture in Slowenien und bei artecinema in Neapel. Außerdem war es Eröffnungsfilm des Architekturfilmfestivals in Rotterdam.

Für Deutschland stehen zur Zeit noch keine Termine fest, was sich jedoch hoffentlich bald ändern wird.

Übersicht über die Screenings: www.juliusshulmanfilm.com/screenings/

Trailer: www.juliusshulmanfilm.com/trailer-gallery/

Shulmans Fotografien in einer Taschen-Publikation
 

Julius Shulman. Modernism Rediscovered  
 
Einen Einblick in Julius Shulmans Fotografien bietet der Taschen-Verlag in gleich zwei Versionen: »Julius Shulman.
Modernism Rediscovered« (2000) ist eine über 1000 Seiten starke Publikation in drei Bänden, die allerdings auch entsprechend kostet. Von ihr ist zum 25-jährigen Verlagsjubiläum eine erschwinglichere »Light Version« erschienen. Beide zeigen, wie es der Titel verspricht, wundervolle Bilder von Julius Shulman, die so etwas wie eine »Wiederentdeckung« der Moderne bedeuten: Präsentiert werden Aufnahmen, die zwischen 1939 und 1980 entstanden sind, bislang jedoch kaum oder nur ein paar Mal publiziert wurden und daher aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden sind.

Julius Shulman, Modernism Rediscovered
Gössel, Peter (Editor)
Serraino, Pierluigi / Shulman, Julius / Shulman, Julius
Hardcover, 24.8 x 31.5 cm, 416 Seiten, € 19.99
ISBN: 978-3-8365-0326-6

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