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Die Warme Kante in der Denkmalpflege

Foto: Erna Opitz

Fassade

Die Restaurierung und Nachbildung historischer Fenster wird in den letzten Jahren zunehmend unter dem Aspekt der Wärmedämmung diskutiert. Wie man gleichzeitig die Auflagen des Denkmalschutzes, die Erwartungen stilbewusster Bauherren und Klimaschutzziele erfüllen kann, zeigen ausgewählte Projekte in Nordirland und Österreich. Obwohl völlig unterschiedlich in der Umsetzung, kamen in allen drei Fällen energieeffiziente Isoliergläser mit dem Warme Kante Abstandhaltersystem Super Spacer zum Einsatz.

Rekonstruktion mit authentischer Verglasung

Im Zentrum der nordirischen Hauptstadt stehen die Bank Buildings, ein Juwel des Viktorianischen Belfast. Seit 1979 ist das 5-geschossige Gebäudeensemble im Besitz der irischen Modekette Primark, seit 1980 steht es unter Denkmalschutz. An der Hauptfassade flankieren Pilaster aus poliertem rotem Granit die großen Fensterflächen, in den oberen Etagen prägt roter Sandstein den Charakter des Gebäudes, auf dessen Spitze ein gewaltiges, eisernes Zifferblatt thront.

Das von dem Architekten W.H. Lynn für ein Belfaster Textilhandelshaus entworfene Gebäude wurde ein Jahr vor dem Ende der Viktorianischen Ära eröffnet. Mit seinen großflächigen Fensterfronten einerseits und klassischen Elementen wie Säulen, rechteckigen Fensterbändern und einer Attika-Balustrade andererseits steht das einstige Kaufhaus für den Übergang vom Historismus ins 20. Jahrhundert. Dass sie bereits zwei Brände überstanden haben, sieht man den Banking Buildings nicht an. Der letzte und verheerendste im Jahr 2018 zerstörte die gesamte Holzkonstruktion und praktisch das gesamte Tragwerk. Die stählernen Versteifungsbalken und die original gusseisernen Stützpfeiler waren entweder eingestürzt oder hatten ihre aussteifende Funktion verloren. Stehengeblieben waren lediglich die nicht-tragenden Umfassungsmauern.

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Historische Gebäude können mehr sein als eine bloße Sehenswürdigkeit oder das Erbe einer architektonische Epoche. Benedict McAteer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der School of Natural and Built Environment an der Queen‘s University in Belfast, beschreibt die Gefühle der Belfaster nach dem Unglück: „Der Brand hat uns vor Augen geführt, wie sehr wir Gebäude brauchen, um zu erklären, was wir erlebt haben, was eine Stadt ertragen hat und was wir am Leben in ihr schätzen.“ Der Belfast Telegraph schreibt unmittelbar nach dem Brand: „Sie war Belfast. Nicht nur ein Bauwerk aus Ziegeln und Mörtel im Stadtzentrum. Sondern eine große alte Dame, die Schrecken und Geschichte gesehen und überstanden hatte, die Jahrhunderte des Wandels und der Herausforderungen miterlebte, die sich anmutig und nahtlos anpasste und standhielt.“

Nach dem ersten Impuls, das verkohlte Gerippe abzureißen, begann eine beispielhafte Rekonstruktion nach originalem Vorbild. Jeder abgetragene Stein wurde nummeriert, Naturstein und Marmor für die neue Fassade wurde aus denselben Steinbrüchen in Finnland, Schottland und Portugal bezogen, die auch die Originalmaterialien im 19. Jahrhundert geliefert hatten. Als Ersatz für die 1980 installierten, einfach verglasten, ebenfalls nach historischem Vorbild gefertigten Fenster ab dem 3. OG lieferte IMC Glass insgesamt 300 Einheiten aus seiner Slim-Glaze-Reihe. „Diese superschlanke Doppelverglasung ermöglicht es, den ursprünglichen Stil bei ausgezeichneter thermischer Effizienz zu erhalten. Bei einer Elementdicke von nur 14 Millimeter erreichen sie einen Ug-Wert von 1,2 W/m²K“, erklärt Geschäftsführer Aaron McCreanor.

Die IMC Spezialisolierglasprodukte zeichnen sich durch einen schmalen und gleichzeitig niedrigen Randverbund sowie eine Krypton-Gasfüllung aus. „IMC Glass ist das einzige Unternehmen in Irland und nur eines von zwei auf den Britischen Inseln, das für diese Produkte ein Kitemark-Prüfsiegel für Tests gemäß BS EN 1279-2 und BS EN 1279-3 hinsichtlich Feuchtigkeitsaufnahme und Gasverlustrate erhalten hat“, so McCreanor weiter.

„Die Schwierigkeit bei der Herstellung von Isoliergläsern mit einem derartig dünnen Glasaufbau liegt darin, die Gasdichtigkeit über einen langen Zeitraum hinweg sicherzustellen und Kondensatbildung im Scheibenzwischenraum zu verhindern.“ Um die für eine dünne Zweifachverglasung exzellenten Ug-Werte von bis zu 1,1 W/(m²K) zu erreichen, werden sie ausschließlich mit Xenon oder Krypton befüllt und sind zusätzlich wärmedämmbeschichtet. „Bei der Verwendung von Argon würde sich die Energieeffizienz um rund 40 Prozent reduzieren“, erklärt McCreanor. Das Tüpfelchen auf dem i ist der Abstandhalter Super Spacer Heritage, eine flexible Warme Kante, die speziell für Zweifachverglasungen im Restaurierungssektor entwickelt wurde. Mit nur 3 Millimeter Bauhöhe kann er auch in Rahmen mit sehr niedrigen Glaseinständen eingebaut werden, ohne sichtbar zu sein.

Extra-dünnes Zweischeiben-Isolierglas ersetzt Einscheibenverglasung

Ein Bericht, den die Glass and Glazing Federation und British Glass im Oktober 2023 gemeinsam veröffentlicht haben, zeigt, dass rund 98 Prozent der Fenster im Vereinigten Königreich den derzeitigen Mindeststandard für den Ug-Wert von 1,4 W/(m²K) nicht erfüllen. Der Wärmeverlust aufgrund ineffizienter Fenster ist bis zu dreimal höher als in Ländern wie Deutschland, Österreich oder Schweden. „Unsere Slim-Glaze-Produkte mit Heritage Super Spacer können in vielen Fällen gegen Einfachverglasung getauscht werden. Sind die Rahmen nicht mehr erhaltenswert, können sie authentisch nachgebaut werden.“

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Das Mitte des 19. Jahrhunderts im neo-gotischen Stil als privater Familiensitz erbaute Luxushotel Adare Manor Hotel & Golf Resort im County Limerick hat diesen Schritt bereits getan. Soweit möglich wurden die historischen Gläser wiederverwendet, alle neuzeitlichen, einfach verglasten Fenster wurden gegen Doppelverglasung getauscht. IMC Glass lieferte für die Renovierung von Haupthaus und Carriage House insgesamt rund 1.100 Isolierglaseinheiten an drei verschiedene Fensterbauer. „Für den Bauherren war neben der Energieeffizienz insbesondere der niedrigere Taupunkt entscheidend. Kondensation ist nicht nur ein optisches und gesundheitliches Problem, sondern greift die Holzrahmen an.“

Gewölbte Künstlerfenster lassen Kirchenanbau strahlen

Die denkmalgeschützte, katholische Pfarrkirche hl. Margaretha in der burgenländischen Gemeinde Apetlon ist eine Besonderheit. Die im Jahr 1797 fertiggestellte Kirche war stets so gut besucht, dass man sie 1974/1975 mit einem modernen, achteckigen Betonanbau im Brutalismus-Stil nach dem Entwurf des Architekten Josef Patzelt erweiterte. Der Anbau ist freitragend ohne Säulen ausgeführt, die Sitzbänke sind um einen Volksaltar angeordnet und vom Hochaltar aus dem Ende des 18. Jahrhunderts blickt die Kirchenpatronin, die Heilige Margaretha auf die Gläubigen herab.

Zwei Fensterbänder mit insgesamt 36 Scheiben aus 6 Millimeter Plexiglas erhellten den Raum mit natürlichem Tageslicht. Nachdem sie in der Vergangenheit das eine oder andere Mal den Windlasten nicht standgehalten hatten, wurden sie nach außen gewölbt ausgeführt. Von Beginn an waren farbige Kirchenfenster geplant gewesen, im September 2023 wurde der langgehegte Wunsch der Kirchengemeinde Apetlon endlich Realität. Mit ihrer abstrahierenden und dennoch erzählenden Darstellung des Lebens und Martyriums der Heiligen Margaretha von Antiochien hatte die Berliner Künstlerin Marie-Luise Dähne auch die funktionale Aufgabe gelöst, die starke Sonneneinstrahlung abzumildern und gleichzeitig die Sichtverbindung zur Natur draußen zu bewahren.

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Symbole, wie das Kreuz, die Eisenkämme und die Perlen – Margaretha bedeutet „die Perle“ im Griechischen – ziehen sich durch die gesamte Motivreihe. Am Eingang zur Kirche sind die Scheiben kräftig und dunkel und erinnern an Margarethas gottlose Kindheit als Tochter eines heidnischen Priesters. Kleine goldene Perlen, im Verlauf des Fensterbandes werden es immer mehr, symbolisieren zum einen ihren Glauben, der es ihr möglich macht, Folter, die Versuchungen des Teufels und schließlich die Hinrichtung zu ertragen und zum anderen die wachsende Christengemeinschaft.

Die renommierte Paderborner Werkstatt für Glasmalerei Peters hatte den Entwurf mit keramischen Farben von Hand auf die 6 Millimeter ESG-Scheiben in Formaten von 1,6 x 1,3 Meter bis 2,6 x 1,4 Meter übertragen und die Motive anschließend bei 600 Grad Celsius eingebrannt. „Wir arbeiten seit vielen Jahren immer wieder mit Marie-Luise Dähne zusammen“, schwärmt Projektleiter Christoph Sander. „Sie schafft es, ihre Kunstwerke mit der Architektur verschmelzen zu lassen. In Apetlon wird die Heilige Margaretha so physisch und spirituell zu einer Quelle des Lichts.“

Flexibler Abstandhalter vermeidet Wärmebrücken am Glasrand

Angelehnt an die alten Plexiglasscheiben hatte der Denkmalschutz gewölbte Scheiben zur Auflage gemacht. Mit der Herstellung der 3D-geformten Isolierglaseinheiten, CurvePerformDGU aus CurvePerformMono „Freeform gebogener“ Aussenscheibe 6 Millimeter mit einer Planglas ESG Dekor Gegenscheibe in den Isolierglaseinheiten war der Vandaglas Standort – Vandaglas Döring Berlin beauftragt. Im Zuge der Glaserneuerung sollten die Fenster auch energetisch saniert werden. Für den Randverbund kamen daher der flexible Edgetech Super Spacer TriSeal SG und Dow Corning 3362 als sekundärer Silikondichtstoff zum Einsatz. Vandaglas Döring Standortleiter Carsten Kunert zum Projekt: „Die konvexen Hohlräume werden aus der planen Scheibe herausgeformt. Das sieht auf den ersten Blick unspektakulär aus, doch die Geometrie mehrachsig gebogener Scheiben ist komplex und erschwert damit auch die Prognose des Materialverhaltens während des Biegens und nach der Installation. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung haben wir auch für die Apetloner Isolierglaseinheiten wieder auf die flexiblen Super Spacer Abstandhalter gesetzt. Sie sind einfach zu applizieren, unterstützten die Widerstandsfähigkeit gegenüber Windlasten und tragen in erheblichem Maß zur Energieeffizienz bei, denn es entfallen Wärmebrücken am Glasrand.“


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