Eine neue Disziplin, die Lichtarchitektur, hat sich Mitte des 20. Jahrhunderts durchgesetzt und Einzug in Design und Raumplanung gehalten. In ausnahmslos jedem Lebensbereich sind Menschen auf Licht angewiesen. Das intelligente Zusammenspiel von Tages- und Kunstlicht bedeutet für den Menschen ein Plus an Lebensqualität und beeinflusst die Wahrnehmung positiv. Denn Licht steuert den Lebensrhythmus und ist somit eine Art Grundnahrungsmittel, ein menschliches Grundbedürfnis.
Auch in einer Zahnarztpraxis ist Licht essentiell. Das passende Lichtkonzept kann große Wirkung auf die Emotionen der Patienten haben und sich positiv auf die Stimmung und die Arbeit des Praxisteams auswirken. Trifft das Licht auf das Auge, werden darin liegende Biorezeptoren aktiviert, die hormonelle Prozesse in Gang setzen und somit Einfluss auf die Melatoninproduktion ausüben, belegt eine Studie des Jefferson Medical Colleges in Philadelphia 1). Ein niedriger Melatoninspiegel, der durch Lichteinstrahlung erzeugt wird, hellt die Stimmung auf. Ein durch Dunkelheit steigender Melatoninspiegel ruft Müdigkeit, geringere Konzentrationsfähigkeit und oftmals auch ein Unbehagen hervor. Darunter leiden der Behandler und sein Team, aber auch das Vertrauensverhältnis zum Patienten und damit letztlich die Qualität der Behandlung. Umso wichtiger ist ein durchdachtes und gutes Lichtkonzept.
Entscheidende Faktoren eines Lichtkonzepts
Da der Mensch in einem so genannten zirkadianen Rhythmus lebt, ändern sich seine Lichtbedürfnisse über den Tag verteilt. Der Tag und die Nacht sind klar eingeteilt. Das Licht und die damit zusammenhängende Beleuchtungsstärke und Lichtfarbe sind ein zuverlässiger Rhythmusgeber. Morgendliches oranges, mittägliches blaues und abendliches rotes Licht sagen dem Körper, was er zu tun hat. Ein Lichtkonzept sollte diese sich ändernden Faktoren beachten. Zudem muss die Balance zwischen Tageslicht, Behandlungsleuchte und anderen Lichtquellen im Einklang sein und an die Umgebung angepasst werden. Die Gestaltungsmöglichkeiten mit Licht sind beinahe unendlich. Umso wichtiger ist es, das Licht zu steuern.
Dr. Bernd Kottmann, Zahnarzt aus München, setzt auf Glasflächen, kleine Akzente und viel Tageslicht, die für Transparenz und klare Strukturen sorgen. Tageslichtweiß in den Behandlungsräumen und über der Einheit sorgt nahezu für hundertprozentige Farbechtheit, die die Diagnose erleichtert und so eine höherwertige Behandlung ermöglicht. Zum Ausgleich sind Empfang- und Wartebereich mit warmweißen Licht versehen. Schöne Leuchten dienen als Blickfang und wirken gleichzeitig beruhigend auf Patienten und Praxisteam. Homogene Lichtflächen an der Decke sorgen für gleichmäßige Ausleuchtung, für ein wohliges Gefühl und ergänzen das Licht der Behandlungseinheit.
LED-Leuchten, justiertes Tageslicht, ganze Deckenflächen oder einzelne intelligent platzierte Lichtquellen fördern die Ergonomie des Behandlers, seines Teams und den Patientenkomfort und unterstützen somit eine schnellere, sicherere und bessere Zahnbehandlung.
Originalbeitrag erschienen in: DSIGN. Inspirations 2017 – 2018. Wals, Salzburg: Dentsply Sirona, 2017. Copyright: Dentsply Sirona
1) Action Spectrum for Melanin Regulation in Humans: Evidence for a Novel Circadian Photoreceptor. In: The Journal of Neuroscience, Aug. 15, 2001, 21(16):6405-6412, 6411. (https://www.jneurosci.org/content/21/16/6405.full.pdf+html): „These findings open the door for optimizing the use of light in both therapeutic and architectural applications“