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Remdoogo: Ein Festspielhaus für Afrika

Design Kunst
»Remdoogo«, das erste Festspielhaus auf dem afrikanischen Kontinent, Schnitt durch das Operndorf mit Schule, Wohnmodulen und Festspielhaus'

Anfang des Jahres wurde es ernst. In Laongo, knapp eine Autostunde entfernt von Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, wurde der Grundstein gelegt für »Remdoogo«, das erste Festspielhaus auf dem afrikanischen Kontinent. Damit nimmt ein ehrgeiziges, zuweilen auch unwahrscheinliches Projekt offiziell Gestalt an, auf das sein Initiator Christoph Schlingensief lange hingearbeitet hat. In Laongo will der Regisseur und Künstler seine Vision von einem Opernhaus in Afrika verwirklichen. Eine Vision, die auch ein wenig an den Traum Fitzcarraldos erinnert, der in einem enormen Kraftakt alles daransetzt, seinen Traum von einer Oper im Dschungel wahr werden zu lassen. Was in Herzogs Film jedoch Fiktion bleibt, will Schlingensief Realität werden lassen.


Against all odds: Ein Festspielhaus in Afrika
Lange hat der Regisseur nach dem passenden Ort gesucht, bis seine Wahl auf Burkina Faso fiel, eines der ärmsten Länder der Welt, das jedoch seit Jahren als weitgehend politisch stabil gilt. Zudem ist Burkina Faso das Zentrum des afrikanischen Films und Theaters. Etwas hat Schlingensief dem filmischen Fitzcarraldo voraus, das es ihm ermöglicht, jetzt im wahrsten Sinne Nägel mit Köpfen zu machen: Er konnte zahlreiche Unterstützer auch aus prominenten Reihen von seinem Vorhaben überzeugen – so helfen etwa Henning Mankell, Herbert Grönemeyer und der Filmregisseur Roland Emmerich mit Spenden. Auch das Goethe-Institut und die Bundeskulturstiftung fördern das Projekt, während der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler Verbindungen zur Regierung in Burkina Faso hergestellt und so den Vertragsabschluss ermöglicht hat.
Und nicht zuletzt hat Schlingensief den renommierten Architekten Diébédo Francis Kéré an seiner Seite, einen erfahrenen Baumeister aus Burkina Faso mit Wohnort Berlin. Mit ihm hat er einen Architekten gewonnen, der für sein nachhaltiges, den Natur- und Lebensverhältnissen angepasstes Bauen bekannt ist: Für das Projekt einer Dorfschule in seinem Heimatort Gando hat Kéré 2004 den Aga-Khan-Preis erhalten, einen der wichtigsten Architekturpreise der Welt; vor Kurzem wurde er mit dem zweiten BSI Swiss Architectural Award ausgezeichnet.


Remdoogo: Ein Operndorf wird gebaut
Kéré hat Schlingensiefs Traum mit Remdoogo eine Gestalt gegeben und realisiert es jetzt in Laongo. Genau genommen handelt es sich mit dem Festspielhausprojekt nicht nur um eine Konzertanlage, sondern um ein ganzes Dorf: Geplant sind neben dem Theater auch eine Schule für 500 Schüler im Alter von 5 bis 17 Jahren, ein Gästehaus, Künstlerwerkstätten, eine Krankenstation, ein Restaurant, viele Wohnungen sowie Brunnen und Solaranlagen. Damit steht das Projekt ganz im Zeichen des erweiterten Kunstbegriffs, wie ihn Beuys formuliert hat und den Schlingensief überzeugt vertritt. Als soziale Plastik soll das Operndorf gerade kein weiteres der unzähligen Entwicklungshilfeprojekte für Afrika sein, wie sie in mehr oder minder erfolgreicher Zahl über den Kontinent verteilt sind. Es soll aber auch keinen simplen Kulturtransfer des europäischen Opernmodells darstellen. Vielmehr ist es als Begegnungsstätte für afrikanische und deutschsprachige Künstler gedacht, die gemeinsam arbeiten, sich austauschen und auf gleicher Ebene kennenlernen sollen.

Modellcollage des Operndorfs'

Die von Kéré geplante Anlage will das mitteleuropäische Theater- und Opernmodell mit der lokalen Baukunst verbinden. Aufgebaut wie ein traditioneller afrikanischer Kraal wird sich in der Mitte des Dorfes das fünfhundert Zuschauer fassende Festspielhaus erheben, um das sich in Spiralen die weiteren Gebäude gruppieren. Gearbeitet wird ausschließlich mit vor Ort vorhandenen Baumaterialien wie Lehm, Lateritstein, Eukalyptusholz und Tonverputz. Zur Verstärkung werden Säulen und Träger sowie Fundamente aus Beton eingesetzt. Die Bauten bestehen aus einfachen Basismodulen, die in Eigenarbeit angefertigt werden können. Dank der massiven Wände und der flächigen, überhängenden Dächer kann auf eine energieaufwändige Klimaanlage verzichtet werden. Bei Remdoogo kommen Baukriterien zum Einsatz, die Kérés Vorstellungen von einer nachhaltigen Architektur entsprechen.

Webseite Kéré Architecture www.kerearchitecture.com

Der Text entstand vor Christoph Schlingensiefs Tod im August 2010 im Auftrag der neuen Online-Zeitschrift SAVVY | art african contemporary für afrikanische Kunst und Kultur. Die Arbeiten an »Remdoogo« laufen davon unbeeinflusst unter der Festspielhaus gGmbH, einer gemeinnützigen gGmbH, die mit der Bundeskulturstiftung und dem Goethe-Institut zusammenarbeitet, weiter.

Abb.: Kéré Architecture

Die Funke Fensterecken sind im Set erhältlich. Dichtmasse, Schrauben und Dübel, eine Verlegeanleitung sowie ein Fenstereckenrakel und ein Pinsel zur Reinigung gehören zum Lieferumfang. Foto: Funke Kunststoffe GmbH

Fassade

v.l.n.r.: Chéri Samba, “Lutte contre les moustiques”, 2000. „Parcelle sans WC”, 1997. Fotograf: Wolfgang Günzel, Offenbach

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